Klang und Raum werden eins

von Redaktion

Konzert in der Sachranger Kirche zum Gedenken an Tonmeister Ulrich Kraus

Sachrang – Zu Ehren des vor einem Jahr verstorbenen Tonmeisters Ulrich Kraus (1940-2020) gedachten ihm Professor Hansjörg Schellenberger (Oboe) und Professor Edgar Krapp (Orgel) mit einem musikalischen Gruß und Professor Michael Hamel (Komponist und Musik) mit persönlichen, einfühlsamen Worten. Mit der Fantasie in f-Moll von Johann Ludwig Krebs (1730-1780) eröffneten Oboe und Orgel das Gedenkkonzert. Die feierlich-barocke Stimmung, die von der Empore ausging, war Meditation, Besinnung und Innehalten zugleich. Das „Et expecto“ von Professor Peter Michael Hamel für Orgel solo, heuer am Pfingstsamstag in der Aschauer Pfarrkirche uraufgeführt, weckte mit seiner kreisenden Melodie Hoffnung. Da sang die Orgel ein gregorianisches Antifon. Das dem Credo entlehnte „in Erwartung der Auferstehung der Toten“ verband sich mit dem Kirchenlied „Nun bitten wir den Heilgen Geist“ und der dröhnende Bass ließ die Zuhörer, Familie und Freunde des Verstorbenen im großen Kirchenschiff erbeben. Das „Deja vu“ von Ulrich Stranz (1946-2004) für maurische Oboe war ebenfalls pures Klangerlebnis: Das ihm gewidmete Stück hatte Prof. Schellenberger schon einmal vor gut 50 Jahren aufgeführt und jetzt wieder „ausgegraben“. Die sehnsuchtsvolle, ruhige Melodie, an eine Schalmei erinnernd, die mit langanhaltenden Tönen viel Luft erforderte, spann sich fort zu einem vivace, herausfordernd gespickt mit Läufen, Sprüngen und Trillern, und klang doch wieder mit langen Tönen im ppp aus. Bei Joseph Gabriel Rheinbergers (1839-1901) Andante pastorale in F-Dur spendeten Oboe und Orgel mit wiegenden Melodien Trost und Geborgenheit.

Mit Johann Sebastian Bach (1685-1750) endete das Konzert: Das Präludium und Fuge in a-Moll, BWV 543, für Orgel Solo war Passion pur, den sich zuspitzenden dichten Satz versah Prof. Krapp mit ebenso dichter Registrierung. Die Sonate g-Moll, BWV 1020 (eigentlich für Flöte und Cembalo und wohl ursprünglich von seinem zweitältesten Sohn Carl Philipp Emanuel komponiert), überzeugte mit empfindsamer Melodik und galantem Schwung im ersten Satz. Pastoralartig der zweite Satz, ehe es im finalen allegro wieder stürmisch wurde. Zum Ausklang gab es das Choralvorspiel BWV 668 „Wenn wir in höchsten Nöten sein,“ den 18 Leipziger Chorälen entnommen.

Elisabeth Kirchner

Zahlreiche Aufnahmen

Ulrich Kraus (1940-2020), ehemaliger Regensburger Domspatz, wurde nach Tonmeister-Schule und Kirchenmusikstudium Professor an der Münchner Hochschule für Musik für Medienkunde und Elektronik und Tonmeister beim Bayerischen Rundfunk.

Für Loren Maazel richtete er im Münchner Herkulessaal das erste digitale Tonstudio ein und wirkte bei zahlreichen Produktionen wie beispielsweise den Carl-Orff-Sprechplatten, allen Aufnahmen der Gruppe Between, der Ligeti-Streichquartette, Edgar Krapps und Hansjörg Schellenbergers Kammermusikaufnahmen oder Franz Lehrndorfers Orgelgesamtwerk mit. In seinem Haus am Wörthsee betrieb er nach seiner Emeritierung ein freiberufliches Tonstudio, in dem ebenfalls zahlreiche Produktion entstanden. So nahm Kraus am Karfreitag 2012 eine CD in der Aschauer Pfarrkirche von Josephs Haydns „Die sieben Worte des Erlösers am Kreuz“ auf. Eingespielt wurde sie von Professor Hansjörg Schellenberger.

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