Im Rhythmus der Glaubensfreude

von Redaktion

Deborah Hödtke beim Orgelmittwoch in Kolbermoor

Kolbermoor – So genau geplant hatte die 26-jährige Deborah Hödtke aus Eichstätt ihr Konzert beim Orgelmittwoch in der Kirche Wiederkunft Christi in Kolbermoor, dass sie sogar genau die vorgeschriebene Zeit von 30 Minuten traf. Und so genau hatte sie auch ihr Programm geplant: Französischer Klangsinn gegen deutsche Kontrapunktik, üppige Spätromantik gegen strengen Barock, Vierne und Dupré gegen Bach.

Im schwungvoll vorantreibenden Rhythmus der Glaubensfreude spielte die Organistin „Von Gott will ich nicht lassen“ BWV 658 aus den Leipziger Orgelchorälen von Johann Sebastian Bach.

Noch lebhafter, ja beinahe feurig gestaltete sie die so harmonisch reizvolle und formal fantasievolle Bach’sche Choralfantasie „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ BWV 739, die zeigte, dass Bach Klangsinn und Kontrapunktik wohl vereinen konnte.

Kontrastiert waren die beiden Bach-Stücke von Werken französischer Komponisten. Sanft mit weichen Registern begann Deborah Hödtke „Cortège et Litanie“ von Marcel Dupré (1886-1971), baute langsam die dynamische Steigerung auf.

Schön hob sich aus dem wiegenden Sechs-Achtel-Takt der „Sicilienne“ von Maurice Duruflé (1902-1986) das Oboen-Register heraus, Zum Schluss rauschte die Frenger- & Eder-Orgel so voluminös und prunkvoll wie eine Orgel in einer französischen Kathedrale: Mit Echowirkung, großem Vollklang, spätromantisch reichhaltiger Harmonie und reichlichem Schweller-Einsatz schuf Deborah Hödtke fröhlich schwelgerischen Schönklang in „Hymne au soleil“, dem persönlichen Sonnengesang des Louis Vierne (1870-1937). Rainer W. Janka

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