„Die Welt ist traurig genug“

von Redaktion

Ausstellung von Johannes F. John in Stephanskirchen – Expressive Farben im Großformat

Stephanskirchen – „Sich Zeit nehmen“, empfiehlt Johannes F. John den Besuchern seiner aktuellen Ausstellung in den Akademieräumen der Firma EM-Chiemgau in Stephanskirchen. Johns Bilder – expressive Farben im Großformat – sind ohne Titel, denn Bilder werden für ihn nicht durch Titel oder Erklärungen bestimmt. Stattdessen soll sich der Betrachter in das Bild versenken, damit sich aus Johns abstrakter, experimenteller Kunst Gegenständliches herauskristallisiert.

Zerlaufenes
Eis als Impuls

Bei Bild Nummer 20 dominieren Türkis und Blau, Ränder verschwimmen. John wurde durch zerlaufenes Eis zu dem Bild angeregt, während in den Augen der Betrachterin eine Unterwasserwelt zu leuchten beginnt. Beim Bild an der Treppe überwiegen Gelb und Lila. Für John ist die Farbexpressivität entscheidend: „Die Welt ist traurig genug.“

Dass er ein Faible für Rot hat, lässt sich unschwer erkennen. Denn die Farbe in all ihren Schattierungen lässt er in all seinen Bildern aufleuchten: strahlend-helles Rot, karmesinrot, burgunderfarbenes Rot, purpurrot, orangerot, rubinrot. Die Farbe dominiere den Farbkreis, sagt John. Sie drücke Impulsivität, Leidenschaft, Kraft und Dynamik aus.

Und genau so entfaltet die Farbe ihre Wirkung vortrefflich in den lichtdurchfluteten Räumen des Gebäudes. Acryl und HKS-Farben („Die sind zäh und brauchen ewig zum Trocknen“) sind seine handwerklichen Mittel. In so manche Leinwand ritzt er anschließend mit Zahnbürste, Messer und Gabel Formen, Muster, Linien. Auf anderen Bildern werden nachträglich weitere Farbstriche und Motive aufgetragen, damit viel Hintergrund entsteht. Aus der Hand entwickelt John seine farbenfrohen Bildkompositionen.

Losgelöst vom Gegenständlichen, die Wirklichkeit nicht reell abbilden, nicht oder nur angedeutet gegenständlich darstellen – das macht den Reiz seiner Kunstwerke aus. Die Foto- und Drucktechnik, die er oftmals einsetzt, erleichtert ihm das Arbeiten am Abstrakten. Da lohnt sich das genaue Hinsehen.

Es ist schwer auszumachen, was gemalt und was gedruckt ist. Haptisch wirken die Bilder allesamt, er nennt das „Kunst zum Anfassen“. Johannes F. Johns Bilder sind unverwechselbare Exponate, ein Vergleich zu Formen und Figuren in der Natur ist nahezu unmöglich. Die Bilder des Künstlers sind durch und durch positiv. Sie sind Kunst, die man gerne um sich haben möchte, weil jeder Blick auf die leuchtenden Farben Freude bringt.

Der freischaffende Künstler hat nach dem Studium an der Hochschule der Gestaltung in Kassel als Werbedesigner gearbeitet und lebt seit vielen Jahren in Stephanskirchen. Er sagt, für seine Kunst brauche er große Räume.

Fantasie
wird angeregt

Fertig gerahmt und kopiert werde seine gedruckte Kunst auch bezahlbar. Eintauchen in die Welt der Farbe und die Bilder unvoreingenommen auf sich wirken lassen: Die Ausstellung bietet dafür ausreichend Gelegenheit. Noch bis einschließlich 24. Dezember ist sie während der Öffnungszeiten der EM-Chiemgau (montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr) in der Högeringer Straße 25 in Stephanskirchen geöffnet.

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