Rosenheim – „Kirche ist Heimat, und Heimat verlässt man nicht, jedenfalls nicht freiwillig.“ Hat sich da Rainhard Fendrich neu erfunden? Ein Statement gegen Kirchenaustritte! Er, der durch Lieder wie „Blond wie a Semmel“ oder „Oben ohne“ oder „Macho, Macho“ bekannt wurde, wird plötzlich nachdenklich. Dabei kommen die Lieder aus seinem neuen Album „Starkregen“ bestens beim Publikum an. Der Titel „Starkregen“ ist durch einen Zufall entstanden: Eine ausländische Fluglinie übersetzte seinen Vornamen mit Starkregen. So dachte er sich, das wäre doch ein Titel für das neue Album. Der österreichische Liedermacher ist seit über 30 Jahren im Showgeschäft, und 2019 feierte er sein Comeback. Er freue sich, wieder auftreten zu dürfen, teilt er dem aufmerksamen Publikum im voll besetzten Saal des Kultur- und Kongresszentrums in Rosenheim mit. Trotz Maskenpflicht – selbst am Sitzplatz – singen die Fans die bekannten Titel begeistert mit. Fendrich unterhält das Publikum sehr amüsant und trotzdem ernsthaft. Beim Wienerischen musste man schon genau zuhören, um alles zu verstehen. Mit seinen neuen Songs geht er auf aktuelle Probleme wie das Flüchtlingsdrama, Fremdenhass und die Hungersnot ein. Auch die Politikverdrossenheit, nicht nur in Österreich, spricht er an. „Da passt mein alter Titel Tango Korrupti aus dem Jahr 1998 bestens , jetzt aber als Salsa“, meinte er verschmitzt. Insgesamt war Fendrich politischer und kritischer als bisher. Die Songs „Hinterm Tellerrand“ oder „Social Media Zombie“ zeigen die heutigen Probleme auf. Mancher entdeckt sich dabei selbst. Der wohl erfolgreichste österreichische Pop-Sänger ist mehr als ein Macho, er beherrscht die Bühne und das Publikum perfekt. Er griff immer wieder auf Bewährtes zurück und erntete großen Szenenapplaus.
Natürlich war die inoffizielle Nationalhymne von Österreich „I am from Austria“ bei der Zugabe sowie „Ein Herz wie ein Bergwerk“ zu hören. Das Rosenheimer Publikum wollte noch mehr, aber irgendwann musste Schluss sein. „Es war schön, wie immer in Rosenheim“, meinte der Star versöhnlich. Peter Schlecker