Berlinische Galerie zeigt Retrospektive von Louise Stomps

von Redaktion

Gesammelte Arbeiten der Bildhauerin sind noch bis 17. Januar zu sehen – Ab 1960 in Rechtmehring gelebt und gearbeitet

Berlin/Rechtmehring – Noch bis 17. Januar zeigt die Berlinische Galerie die erste Retrospektive der Bildhauerin Louise Stomps. Mit rund 90 Skulpturen gibt die Ausstellung Einblick in das Lebenswerk der Künstlerin, die ab 1960 in Rechtmehring lebte.

Das menschliche Leid und die schutzlose Kreatur sind für die in Berlin geborene Bildhauerin Louise Stomps (1900 bis 1988) ein Leben lang Inspiration. Sie stehen im Mittelpunkt ihres Schaffens, das zwischen den ausklingenden 1920er-Jahren und den späten 1980er-Jahren entstanden ist. Fünf Jahrzehnte vollzieht die Bildhauerin den künstlerischen Prozess vom klassischen Körperbild zur stark abstrahierten Figuration; dabei entwickelt sie sukzessive ihren signifikant eigenen Stil.

Von ihren Arbeiten der 1930er-Jahre sind infolge von Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs nur wenige Werke erhalten, so zum Beispiel „Das Paar“ aus Eichenholz (1937), ein Liebespaar in tiefer Verbundenheit nebeneinander kniend noch ganz dem realistischen Menschenbild verhaftet. Diese frühen Ansätze ihrer künstlerischen Bildsprache ließen sich nicht mit der herrschenden Kunstvorstellung im Nationalsozialismus vereinbaren, sodass sie sich in die innere Emigration zurückzog.

Nach den am eigenen Leib erfahrenen Erschütterungen während des Zweiten Weltkriegs bot die figurale Abstraktion für Louise Stomps – wie für viele Künstlerkollegen – den einzigen Weg künstlerischer Formgebung: Ab den 1950er-Jahren entstehen Figuren mit drohenden, abweisenden oder Angst verbreitenden Gebärden.

Louise Stomps Vorliebe für Holz als Material für ihre „Natur Gestalten“ ist vermutlich durch ihren Weg ausgelöst worden, der sie 1960 aus Berlin nach Rechtmehring in eine alte Kumpfmühle aus dem 15. Jahrhundert führte. Hier ließ sie sich von der Natur und von den Hölzern der verschiedenen Baumarten inspirieren. Hier entwickelt sie konsequent ihre Formensprache einer figuralen Abstraktion.

In den 1960er-Jahren werden ihre schlanken Figuren, wie etwa der „Asket“ (1963) oder der „Pilger“ (1966) drei Meter hoch. 1980 entsteht der 3,20 Meter hohe „Gilgamesch“, der sich der Sage nach zu einem Drittel menschlich, zu zwei Dritteln göttlich auf die Suche nach der Unsterblichkeit gemacht hat.

Zur Ausstellung ist ein Katalog im Hirmer Verlag erschienen, herausgegeben von Marion Beckers und Elisabeth Moortgat mit wissenschaftlichen Beiträgen sowie persönlichen Erinnerungen von Wegbegleitern (224 Seiten, 39,90 Euro).

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