Grassau – Das erste Konzert dieses Jahres im Kammermusiksaal des Sawallisch-Hauses gab nicht, wie lange angekündigt, das Trio Verdandi aus München, sondern ganz kurzfristig – da deren Geigerin in Quarantäne musste – das Trio Qualia. Es spielten Hanna Asieieva aus Kiew auf der Geige, die Russin Damira Tcyrempilova am Cello und Dimitry Mayboroda am Klavier. Die drei jungen Musiker sind alle Mitglieder des Bayerischen Staatsorchesters, dem der Stiftungsgeber Wolfgang Sawallisch länger als zwei Jahrzehnte vorstand. Sie schlossen sich vor einigen Jahren zum Qualia Trio zusammen. Seitdem haben sie bereits zahlreiche Wettbewerbe gewonnen und sind in großen Konzertsälen aufgetreten. Derzeit wird ihre erste CD aufgenommen.
Als erstes Stück stand Ludwig van Beethovens 1793/94 komponiertes Trio Nr. 1 opus 1 auf dem Programm, das seinem Gönner Fürst Karl von Lichnowsky gewidmet ist. In großer Ausdrucksvielfalt folgt es dem klassischen Aufbau in vier Sätzen mit einleitendem Allegro, sehr gefühlsbetonten Adagio cantabile, einem schnellen, gleichsam übermütigen Scherzo, beschlossen von einem furios schnellen Finalsatz.
Danach fanden sich die Zuhörer mit einer ganz anderen Komponierweise etwa 100 Jahre später konfrontiert: dem kleinen Trio Nr. 2 opus 76 des spanischen Komponisten Joaquin Turina (1882 bis 1949), geschrieben 1933. „Ein bisschen spanische Sonne“, wie es Hanna Asieieva ankündigte. In seinem folkloristischen Stil beeinflusst von Aram Chatschturjan, in seinen romantischen Elementen von Ravel und Debussy, spielte das Trio die modern wirkende Komposition zum Teil sehr klangstark.
Wieder ganz anders präsentierten sich danach „Drei heitere Stücke“ des russischen, heuer bald 90 Jahre alten Komponisten Rodion Kontantinowitsch Shchedrin. Am 16. Dezember 1932 in Moskau geboren, kannte er Dimitri Schostakowitsch, einen seiner Förderer, seit seiner Kindheit. Seit 1989 ist der Komponist und Pianist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und lebt abwechselnd in Berlin und Moskau. Die „drei heiteren Stücke“ präsentierte das Trio Qualia mit überwältigender Spielfreude und virtuosem Spiel, wobei nicht nur auf den Instrumenten gezupft, geklopft und geschlagen, sondern auch ein enormes Register anderer Klangmöglichkeiten gezogen wurde. Für das begeisterte Publikum erklang als Zugabe nochmals – gewissermaßen zur Beruhigung – ein Satz aus Beethovens Trio.