JuliBad Aibling – Große Begeisterung beim Publikum löste das Berliner Varian-Fry-Quartett im Rahmen des ersten Konzerts der Reihe „Klassik!“ Bad Aibling im kleinen Kursaal aus. Auf dem Programm standen gänzlich unterschiedliche Werke, deren jeweils eigenen Zauber die Musiker hervorragend zu Gehör brachten. Nach dem g-Moll Streichquartett op. 10 und Mozarts sogenanntem „Dissonanzenquartett“ spielten Marlene Ito und Philipp Bohnen (Violine), Julia Gartemann (Viola) und Knut Weber (Violoncello) das selten zu hörende Streichquartett Nr. 3 in es-Moll von Tschaikowsky.
Berückende Sensibilität
Claude Debussys g-Moll Streichquartett op. 10 interpretierte das Varian-Fry-Quartett mit berückender Sensibilität und großem Nuancenreichtum. Im ersten Satz „Animé et très décidé“ erzeugten die vier Musiker flirrende Tonfolgen und klangvolle Akkorde, die in einem leidenschaftlich-erregten Schluss gipfelten. Wunderbar farbig und ausdrucksvoll nach dem rhythmischen Scherzo war das Andantino, das mit monotoner Melodik und sanftem Vibrato der Streicher ergriff und von der Violine duftig, zart und hell beendet wurde. Mit Leidenschaft spielte das Quartett den Schlusssatz, in dem auf ein düsteres Thema des Cellos eine Fülle harmonischer Einfärbungen folgte.
In Mozarts „Dissonanzenquartett“ bestach das Varian-Fry-Quartett durch einen leuchtenden Ton, große Spielfreude und funkensprühende Leichtigkeit. Das Adagio mit seinen aufgetürmten Dissonanzen wurde von einem beschwingten, fröhlichen Allegro abgelöst. Voller melancholischer Innerlichkeit erklang das Andante cantabile, rhythmisch keck das Menuetto, in dem das zwischen forte und piano pendelnde c-Moll Trio einen scharfen Kontrast bildete. Im Finale verströmte das Werk eine nur zeitweise eingetrübte, dialogisch verspielte Heiterkeit.
Melancholisch schattiert
Das Streichquartett in es-Moll Nr. 3 von Peter Tschaikowsky nach der Pause leuchtete die seelischen Abgründe des Komponisten aus. Häufige Tempo- und Dynamikwechsel in der langsamen Einleitung schufen eine düstere Stimmung. Melancholisch schattiert, wild und dramatisch spielten die Musiker das Allegro moderato, rasch und lebhaft den zweiten Satz. Die Traueratmosphäre im dunkel timbrierten dritten Satz mit seinem fatalistischen Rhythmus und einer elegischen Melodie berührte. Kraft und Zuversicht strahlte das Finale aus. Nach dem energisch gespielten Schluss setzte lang anhaltender, enthusiastischer Beifall ein.