Prien – Die Vorfreude war groß angesichts des ersten Konzertes des Chiemgau-Orchesters – genauer gesagt angesichts der beiden ersten Konzerte, denn wegen der Pandemieauflagen durften nur jeweils knapp 150 Zuhörer in den großen König-Ludwig-Saal. Die Energie des Orchesters auf der Bühne – angefeuert vom souveränen Dirigat von Matthias Linke und von Gastdirigent Christoph Heil – übertrug sich rasch aufs Publikum. Mit Ravels Bolero, Arutjunjans Trompetenkonzert und Beethovens 5. Symphonie standen drei Klassik-Hits auf dem Programm. Eine herausfordernde Aufgabe, sind doch die Werke jedem Klassikliebhaber bestens vertraut. Aber so viel sei vorweg verraten: Das Chiemgau-Orchester brauchte den Vergleich mit anderen etablierten Orchestern nicht zu scheuen.
Bei Maurice Ravels „Bolero“ bestach Valentin Holzner mit der 169-mal sich wiederholenden rhythmischen Trommel-Figur mit den berühmten Triolen. Auf dem Trommel-Klangteppich breiteten sich die Melodien aus, immer lauter, immer expressiver bis zum abrupten Abbruch auf dem Höhepunkt – Gänsehaut pur.
Nicht minder ausdrucksstark gelang Alexander Arutjunjans Trompetenkonzert. Da romantisch-schwelgend, dort soldatisch-stampfend, da sanft, dort energisch: Gastdirigent Heil, der sonst den Opernchor leitet und als Chor- und Orchesterdirektor in Stuttgart, Lyon und Straßburg tätig ist, hatte das Chiemgau-Orchester hervorragend im Griff. Matthias Linke zeigte sich als ausdrucksstarker Solist an der Trompete: Reich an Klang und Dynamik, fein in Artikulation und Ansatz harmonierte er mit dem Orchester und glänzte schließlich in der virtuosen Schlusskadenz.
Ob die 5. Symphonie von Ludwig van Beethoven nun als Schicksalssymphonie oder als Siegeshymne zu bezeichnen ist, bleibt der subjektiven Meinung überlassen. Sicher aber ist, dass das bekannte Anfangsmotiv mit den drei markanten Achteln auf G, denen in derselben Dynamik im fortissimo ein langgezogenes Es folgt, an Spannung nicht zu überbieten ist. Und das Chiemgau-Orchester, wieder unter Matthias Linke, hielt die Spannung, angefangen vom pathetischen c-Moll bis zum explosiven Ende in C-Dur durch. Der Klang des Orchesters war reich, tiefgründig, ausgewogen und leidenschaftlich. Da klang nichts gepresst, grob oder rau, unabhängig, wie laut das Orchester spielte. Die Präsenz des Orchesters – Dr. Jörg Sänger war kurzfristig als Konzertmeister eingesprungen – blieb auch in den Zugaben erhalten. Zu hören waren die „Meditation“ aus der Oper „Thais“ von Jules Massenet für Solotrompete und Orchester und Edvard Elgars „Liebesgruß“.
Das nächste Konzert in Prien mit dem Chiemgau-Orchester gibt es am 14. Mai mit dem Pianisten Christoph Declara und Musik von Mozart – Den Termin sollte man sich schon jetzt vormerken. Elisabeth Kirchner