Von Hohenthann über Innerthann nach Thann

von Redaktion

„Ortsnamen mit Waldbezeichnungen, wie Hohenthann, Holzen oder Buch, sind die ältesten und sehr häufig. Sie geben Zeugnis ab für Rodung und Landesausbau“. So steht es zutreffend in der Chronik von Tuntenhausen. Besonders im Falle von Hohenthann stimmt dieser Hinweis ganz sicherlich, denn bereits für das Jahr 772 existiert eine Urkunde, „in der der Kleriker Sindilo seinen väterlichen Besitz nebst Bethaus zu Sindlhausen dem Hochstift [Freising] schenkt“ und die zu „tanne“ gegeben wurde, „wobei es sich zweifellos um Hohenthann handeln dürfte“, wie es in der Chronik steht.

Die ehemalige Gemeinde Hohenthann ist seit 1978 in die Gemeinde Tuntenhausen integriert. Ob aber das Pfarrdorf Hohenthann tatsächlich den Ortsnamen „tanne“ von 772 fortführt, kann erst bestätigt werden, wenn man die Orte Innerthann – früher in der Gemeinde Beyharting gelegen, jetzt ebenfalls ein Teil der Gemeinde Tuntenhausen – und den Weiler Thann, der seit der Gebietsreform zu Großkarolinenfeld gehört, von dieser Maßnahme von 772 als Standorte ausschließen kann.

Und tatsächlich: Innerthann ist erst für 1170 erstmalig erwähnt, wenn die Zuordnung des Belegs „Tannen de silva“ zu Innerthann stimmt, die von der Archivarin Elisabeth Noichl für die Neuausgabe des Codex Falkensteinensis vorgenommen wurde. In einer früheren Version der Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein wurde diese Bemerkung nämlich dem Weiler Thann zugeordnet. Wie dem auch sei: Erst im 12. Jahrhundert ist in Urkunden der Klöster Beyharting und Ebersberg wieder der Ortsname „Tanne“ überliefert – aber noch ohne die Zusätze „Hohen“ sowie „Nieder“ und „Inner“ aus späteren Zeiten.

Thann kann zuverlässig erst im Zusammenhang mit der Erwähnung der Kirche „Heilig Kreuz“ und der seit 1673 zugehörigen Wallfahrt bestimmt werden, wenn man von legendenhaften Anspielungen an Thann für die Zeit der Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert absieht.

Müssen wir uns nun diese und auch andere Thann-Orte als Orte inmitten oder an einem Tannenwald vorstellen? Es gibt zwar Hinweise, wonach die Weißtanne seit langer Zeit in unseren Breiten existiert, aber neben dem Wort „die Tanne“ gibt es auch den Begriff „der Tann“. Damit wird seit althochdeutscher Zeit (750 bis 1050) ganz allgemein der „Wald“, sei es mit Tannen, Fichten oder Buchen, bezeichnet, wie es beispielsweise auch in den Märchen der Brüder Grimm der Fall ist.

Das -e in althochdeutsch „tanne“ zeigt lediglich den dritten Fall (Dativ) an, im Sinne von „bei dem Tann“.

Bei anderen Baumnamen im Ortsnamen ist der Fall eindeutiger: Die Aich-Orte sind nach einem Eichenwald, die Feichten-Orte nach der Fichte, althochdeutsch fiuhta, bairisch Feichtn, benannt. Dem Namen Fellerer liegt die „felwe“, später „Felber“ = Weidenbaum, zugrunde.

Ob in unserer Region noch die Begriffe „Ziehe“ für die Föhre und „Zoss“ für den Schössling bekannt sind? Immerhin: Sie überleben in den Ortsnamen Ziehen und Zoss. Kennt jemand noch weitere ungewöhnliche Baumnamen in unserer Region?

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