Wasserburg – Mit großer Begeisterung wurde die Premiere des Klassikers „Die Räuber“ am Theater Wasserburg aufgenommen. Die „Masterclass-Inszenierung“ der renommierten Münchner Schauspielschule Zerboni wurde ihrem Namen gerecht. Regie und Ensemble überzeugten in der Tat mit einer kreativen Meisterleistung.
Stück erscheint
zunächst anonym
Im Januar 1781 erschien das Drama um Recht, Gerechtigkeit und Schuld zunächst anonym. Die Uraufführung folgte ein Jahr später – und Friedrich Schiller wurde durch sein Erstlingswerk über die Rivalität der adeligen Brüder Moor über Nacht berühmt. Da ist Karl, attraktiv, begehrt, vom Vater bevorzugt und geliebt. Sein Widersacher Franz, missgestaltet, intrigant, wird von Hass und Eifersucht getrieben: eifersüchtig wegen dem Erbe und Amalia, die beide für Karl vorgesehen sind. Mit einer Intrige versucht Franz beides an sich zu reißen. Der alte Graf verstößt Karl. Der schließt sich einer Räuberbande an und wird deren Hauptmann. Franz, der ungeliebte Zweitgeborene, bedrängt Amalia und plant einen Rachefeldzug gegen den Vater und den Bruder. Letztlich werden beide Brüder von ihren Taten eingeholt. Sie scheitern im Spannungsfeld zwischen Moral, Recht, Gesetz und Freiheit. Die Tragödie nimmt ihren Lauf und am Ende sind fast alle tot. Die feudalistische Gesellschaftsordnung aber bleibt für weitere 50 Jahre bis zum Beginn des Vormärz bestehen.
Heute, 240 Jahre später, rangieren „Die Räuber“ noch immer in den Top Ten der meistgespielten deutschsprachigen Bühnenstücke. Die Faszination für das Sujet ist ungebrochen, zumal wenn einer Inszenierung, so wie jetzt, unter der Regie von Lea Ralfs und Max Wagner, der Brückenschlag zur Gegenwart eindrucksvoll gelungen ist. Der diesjährige Zerboni-Abschlussjahrgang präsentierte einen unterhaltsamen Sturm-und-Drang-Krimi im Techno Style. Die drei Stunden Spielzeit im Original des Fünfakters wurden auf kurzweilige 80 Minuten gestrafft, ohne dabei Schillers Kernaussage zu karikieren. Die Dialoge der einzelnen Rollen orientierten sich zumeist am Ursprungstext. Dazwischen folgten schnelle Techno Beats, wenn es um das Leben als freies, ungezügeltes Leben als Gesetzlose ging.
Sieben brillant agierende Akteure zeigten ihr gesamtes Können am Ende ihrer akademischen Schauspielausbildung. Laura Jessat führte durch die in einem Zug gespielten Szenen. Als „Herold“ brachte sie mit viel Wortwitz den roten Faden in die Handlung. Andreas Hagl spielte Franz, eine widerwärtige Person von beinahe dämonischer Boshaftigkeit.
Hinterhältiger
Charakter
Karl von Moor und Amalia von Edelreich waren mit vertauschten Geschlechterrollen besetzt. Paulina Rümmelein gab den Räuberhauptmann. Florian Burgkart spielte „Amalia“. Der gramgebeugte Vater in gräflicher Paradeuniform wurde von Lily Chi Lück dargestellt. Ivan Barisic und Anna-Maria Kupfner mimten die Räuberspießgesellen „Schweizer“ und „Spiegelberg“, der eine seinem Hauptmann treu ergeben, der andere ein ebenso feiger und hinterhältiger Charakter wie Franz Moor.
Es wurde getanzt und gesungen. So kamen auch die emotionalen Momente in den Räubern zu ihrer Bedeutung. „Irgendwo tief in mir bin ich ein Kind geblieben“. Das Lied „Nessaja“ aus Peter Maffeis „Tabaluga“ stand symbolisch für Karls Absicht, sich der Justiz zu stellen und seine Taten zu sühnen.