Rohrdorf – Wer derzeit eine Veranstaltung besucht, wird in aller Regel zuerst mit dem schrecklichen Krieg in der Ukraine konfrontiert. Da werden Sonderkonzerte aus dem Ärmel geschüttelt und zu Spenden aufgerufen. Umso wohltuender war es, als beim jetzigen Gastspiel der „Fiati Italiani“ bei Festivo das grauenvolle Weltgeschehen einfach einmal für eine kurze Weile vergessen werden durfte.
Beneidenswerte
Ruhe ausgestrahlt
Das gelang im Foyer von Schattdecor in Thansau auch deswegen ganz prächtig, weil der Klarinettist Corrado Giuffredi einnehmend sympathisch wirkt. Er strahlt eine beneidenswerte Ruhe und Zuversicht aus. So kennt ihn das Festivo-Publikum. Gemeinsam mit seinem Horn-Kollegen Danilo Marchello zählt Giuffredi zum Festivo-Stamm der ersten Stunde.
Schon im allerersten Festivo-Jahr 1993 waren beide zu Gast. Die Gelassenheit und Zuversicht von Giuffredi tat gut in dieser Zeit. Dabei haben es er und seine „Fiati Italiani“ nicht gerade einfach. Wie alle Kunstschaffende sind sie von den Auswirkungen der Corona-Pandemie ganz besonders schwer betroffen. Auch das jetzige Festivo-Konzert musste coronabedingt verschoben werden. Wegen der unsicheren Lage konnte es zudem nicht in der Festhalle Hohenaschau stattfinden und wurde noch dazu auf eine gute Stunde heruntergekürzt. Dafür aber hatte das Bläsersextett aus Italien echte Perlen im Gepäck. Jedenfalls sind sowohl die „Serenade“ von KV 375 von Wolfgang Amadeus Mozart, als auch das Bläsersextett op. 71 von Ludwig van Beethoven noch immer viel zu wenig bekannt.
Im Adagio aus Mozarts „Serenade“ ließ Giuffredi aus seiner Klarinette einen weit atmenden Lyrismus erwachsen. Diese Kantabilität erinnerte nicht nur an die berühmte „Cavatina“ aus Mozarts „Figaro“-Oper, sondern zugleich an den langsamen Mittelsatz aus dem Klarinettenkonzert von Mozart. Im Adagio aus dem „Bläsersextett“ von Beethoven haben hingegen die Fagotte von Alberto Biano und Aligi Voltan die Führung übernommen.
Mit dem zweiten Klarinettisten Ivan Vilar Sanz sowie Alberto Prandina am zweiten Horn gab die Sechser-Truppe zudem eine „Rossinimania“ von Michele Mangani zum Besten. Dahinter verbergen sich Ohrwürmer aus Opern von Gioachino Rossini. Mit viel Witz und leichtfüßigem Temperament wurde da musiziert: ein Feuerwerk, gespielt auf allerhöchstem Niveau. Dafür gab es großen Beifall im Foyer von Schattdecor.
Rossini für
die Zugaben
Für die zwei Zugaben wurde erneut Rossini in den Fokus gerückt. Diesmal gab es die Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“. Das Hauptthema zitiert auch Dmitri Schostakowitsch im Kopfsatz seiner Sinfonie Nr. 15. In der zweiten Zugabe, die Figaro-Arie „Largo al factorum“ aus Rossinis „Barbiere di Siviglia“, schmetterte Giuffredi seine berühmten hohen Klarinettentöne: großer Jubel. Schon am Samstag, 26. März, folgt das nächste Festivo-Konzert. Hierzu gastieren unter anderem der Violinist Benjamin Schmid und die wunderbare Silke Avenhaus am Klavier im Foyer von Schattdecor.