Traunstein – Musikkabarett vom Feinsten lieferte Stephan Zinner bei seinem „Spontan-Solokonzert in der Kulturfabrik Nuts. Für sein Gastspiel in der alten Heimat hatte gebürtige Trostberger viele kurzweilige Geschichten aus seinem Leben mitgebracht und die Lacher stets auf seiner Seite. Auch als Gitarrist und Sänger gab er alles. Den ersten Applaus erntete Zinner aber schon vor seinem mit Spannung erwarteten Auftritt, als Gastgeber Franz-Josef Fuchs bei der Begrüßung verriet, dass der Künstler seine Gage für die Ukraine-Hilfe spende.
„Teilt es euch ein“, kommentierte Zinner kurz darauf schmunzelnd den Applaus, als er als Solokünstler die Bühne betrat.
Zu Zinners Raritäten zählten lustige Anekdoten und kuriose Erlebnisse mit und ohne seine Familie in München und früher im Chiemgau. Sein kleiner Stadtbalkon sei für ihn in Corona-Zeiten zu einem Rückzugs- und Entspannungsort geworden, wo er neue Ideen entwickeln habe können, verriet der 47-Jährige. Seinem „Pandemie-Balkon“ widmete er sogar ein Lied.
Das Leben in der Stadt habe auch seine Vorzüge, wenn da nicht das leidige Parkplatzproblem, die Wohnungsknappheit, die hohen Mietpreise und der Bierkastenmangel im nahen Biomarkt wären. Köstlich war die erzählte Taxi-Irrfahrt durch München, durch die er fast zu spät zu einem Auftritt im Isartor gekommen wäre.
Auf seine eher bescheidenen Anfänge an der Gitarre kam er ebenfalls zu sprechen: „Ich habe gespielt und die anderen haben geschmust“. Das musste sich schnell ändern und so setzte er fortan auf die Nachahmung von AC/DC-Stargitarrist Angus Young, der seit jeher mit kurzer Hose und weißen Strümpfen die Bühnen beben lässt. „Bis zu meiner Bühnenreife wären aber die Knie durchs Schlittern auf dem elterlichen Fußboden durchgewesen“, witzelte Zinner, deswegen habe er sich Knieschoner gekauft – die die Mädels natürlich nicht sehen durften. Auch die großangekündigte Welttournee mit der Kirchen-Jugendmusik endete vorzeitig in Altötting mit kaputter Gitarre. Doch Zinner gab nie auf, glaubte an sich und bastelte sich einfach eine neue. Der Erfolg gab ihm recht.
In Corona-Zeiten lernte er autodidaktisch Spülmaschinentabs mit selbstauflösender Hülle und die Vorzüge eines Hochleistungs-Mixers kennen, doch eines komme ihm, so Zinner, nie ins Haus, die „Wohnungsabhöranlage Alexa“, der er auch ein Lied spielte.
Im zweiten Programmteil outete sich Zinner als ambitionierter Laufband-Jogger und passionierter Schlittenfahrer, dem der Klimawandel zu schaffen mache. Bestens unterhalten fühlt er sich von seiner Nachbarin Frau Kern und wenn sie es nicht schafft, dann übernehmen dies seine Kinder. Vor dem Zugaben-Blues, einer Country-Zugabe und dem Rausschmeißer-Song wollte an diesem unterhaltsamen Abend niemand nach Hause.
Markus Müller