Antersberg und Thal

von Redaktion

Keine allzu große Überraschung: Beispielsweise im Landkreis Traunstein gibt es ein klares Unentschieden zwischen Orten mit den Namen Berg und Tal, wobei Letztere einheitlich in der vor der Rechtschreibreform von 1901 üblichen Schreibweise mit th, also als „Thal“ erhalten sind: Jeweils fünfmal kommen beide Ortsnamen vor. Auch bei den Zusammensetzungen mit dem Grundwort -ham, das aus „Heim“ entstanden ist, ergibt sich ein ähnliches Bild. Thalham und Bergham sind aber – neben Berg und Thals – auch in den umliegenden Landkreisen häufige Namensbildungen

Wegen der hohen Verwechselbarkeit haben unsere Vorfahren manchmal ein Bestimmungswort vor „Berg“ und „Tal“ gesetzt. Besonders gut gelungen ist in mittelalterlicher Zeit die lokale Präzisierung bei Antersberg und Gottestal, die heute in der Gemeinde Tuntenhausen liegen. Antersberg wird erstmalig in einem Verzeichnis der Abgaben, die Graf Siboto IV. von Neuburg-Falkenstein als Vogt des Stiftes Herrenchiemsee erhält, für die Zeit von 1180 bis 1195 als „Antersperch“ erwähnt. Das Bestimmungswort, der Personenname „Anter“, könnte auf dem Namen „Antheri“, auch als „Andahari“ geschrieben, beruhen. Der Name „des Anters Berg“ steht hier im Gegensatz zum Namen „Gottes Tal“, einer Siedlung, die sich unweit von Antersberg im Tal der Moosach befindet.

Der Ortsname ist zwischen 937 und 957 in den Freisinger Traditionen als „Gotestal“ und „Gotestale“ überliefert. Wir schließen uns der These der „Chronik von Tuntenhausen“ an, wonach hier eine Bezeichnung für ein Tal vorliegt, das ein Gotteshaus besitzt. Allerdings klafft zwischen der Nennung „Gotestal“ und dem Bau der Kirche, der im späten 11. Jahrhundert stattgefunden haben soll, eine zeitliche Lücke. Der Ort hieß nämlich schon 1097 nur noch „Tala“, wie es in den Tegernseer Traditionen (Nr. 114) steht. Seitdem entwickelte sich der Name zum heutigen „Thal“.

So könnte man auch an eine Verballhornung denken wie bei Gottestal, das in der Gemeinde Wernberg bei Villach in Kärnten liegt. Hier wurde ein slowenischer Begriff („Skocidol“), der von der deutschsprachigen Bevölkerung nicht verstanden wurde, zu „Gottestal“ eingedeutet. Armin Höfer

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