Bald ist es wieder so weit: Die Stallzeit neigt sich dem Ende zu und das Vieh wird wieder auf die Weiden ausgelassen. Heutzutage genauso wie in früheren Zeiten heißt der Ort für das ausgelassene und grasende Vieh „Weide“, althochdeutsch (750 bis 1050) „weida“, wobei das ei im Namen auf Bairisch regulär zur Aussprache „Woad“ führte.
Interessant sind auch die nach wie vor vorhandenen spezifischen Bezeichnungen für eine Weide. Angefangen vom „Anger“, der laut Adolf Bach (Deutsche Namenkunde) „Grasland, Weideland, auch (Markt)Platz, Richtplatz, Abdeckerei“ bezeichnet, über den Wasen, der laut Bach zunächst ein „mit Pflanzenwurzeln durchwachsenes Erdstück“, aber auch eine „feuchte Rasenfläche“ und eine „Niederung- und Flußwiese oder -weide“ bezeichnet, bis zur alt- und mittelhochdeutschen (1050 bis 1350) „biunda, biunte“, die heutzutage als „Point“ erhalten ist und für ein durch Umzäunung abgetrenntes Stück Land, vornehmlich eine Weide, stand und steht. Für einen Weideplatz waren einst in unserer Region auch die Begriffe „der Tritt“ und „die Tratt“ gebräuchlich.
Der Namensforscher Hans Meixner erwähnt hierzu noch 1920 die Ortsbezeichnung „Traden“ bei Hochstätt am Inn, die aber im offiziellen Ortsverzeichnis der Gemeinde Schechen heute nicht mehr vorkommt.
In den Rosenheimer Scharwerksbüchern aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist aber noch der Eintrag „an der Tratten“ erhalten. Johann Andreas Schmeller schreibt in seinem Bayerischen Wörterbuch, die Trat (mit hellem a) sei „jener Teil einer Feldflur, welcher nach der (…) landüblichen Dreyfelderwirthschaft jedes Jahr unbebaut und dem Viehtrieb offen bleibt, das Brachfeld, die Brache“.
Den Ortsnamen Trad gibt es immerhin zweimal im Landkreis Schwandorf. Der Begriff leitet sich tatsächlich vom Verbum „treten“ her, wie besonders aus der ersten Vergangenheit ersichtlich ist: „wir traten“.
Meixner stellt zu „Traden“ auch den „Antritt“, der als Ortsname in unserer Region im Raum Oberaudorf wie auch im Raum Brannenburg erhalten ist. Wie Brachland schaut es beim Hof „Antritt“, zu dem es auf der Straße „Am Antritt“ besonders für etwas ältere Automobile woiddan gaach auffi geht, gar nicht aus. Im Gegenteil! Aber diesen Unterschied zwischen altem Namen und heutiger Örtlichkeit finden wir oft vor – siehe Oed: Trotz der perfekten Landkultivierung blieb der alte Name erhalten.
Thomas und Christine Kuchler sprechen ihren Hausnamen als „Oodrid“ aus und verweisen auf ihre Familiengeschichte mit dem über Jahrhunderte währenden Familiennamen „Antretter“. Meixner gibt als Erstbeleg von 1553 einen „Gilg Antreter von Antret“, während die Familie Kuchler eine erste Erwähnung aus dem Jahre 1426 kennt. Aber seinerzeit hieß der Hof noch „Niedersulzberg“, wie es bei Helmut Pabst in seinem Werk „Das Buch von Brannenburg“ steht. Der Flurname „Antritt“ wurde dann erst etwas später für das Anwesen selbst übernommen. So viel zum „Antrittsbesuch“ z‘ Oodrid!Armin Höfer