94 zarte Saiten für die Ukraine

von Redaktion

Harfenkonzert mit Veronika Lemishenko und Silke Aichhorn in Klosterkirche Traunstein

Traunstein – Der große Saal im Kulturforum Klosterkirche war bei dem kurzfristig organisierten Benefizkonzert beinahe vollständig besetzt: Eingeladen hatte die Kulturfördervereinigung Arts auf Initiative der Traunsteiner Harfenistin Silke Aichhorn, eine der bekanntesten europäischen Harfenistinnen und Dozentin zahlreicher Meisterkurse.

Musikalisch begeisternd, aber auf der anderen Seite todtraurig, spielten die ukrainische Harfenistin Veronika Lemishenko und Silke Aichhorn abwechselnd zusammen und einzeln, ohne jegliche andere Begleitung, ein interessantes Programm, gibt es doch vergleichsweise wenige Kom-ponisten, die Harfenduette oder -solostücke schrieben.

Veronika Lemishenko (32) stammt aus Charkiw und ist künstlerische Leiterin des Glowing Harp-Harfenwettbewerbs. Bis zum Kriegsausbruch war sie erste Harfenistin des Ural Philharmonic Orchestra. Lemishenko spielt solistisch wie auch in zahlreichen Formationen für Kammermusik. Meisterkurse führten sie bereits nach Polen, Tschechien, Russland und die Türkei. Vor Ausbruch des Krieges floh sie in die Türkei, von wo aus sie durch Benefizkonzerte in ganz Europa versucht, das Leid in ihrem Land zu lindern.

Die beiden Musikerinnen spielten zwei Duette in C und in F des böhmischen Komponisten Jan Ladislaus Dussek (1760 bis 1812). Auch ein schönes Prelude-Duo von Cesar Franck kam zur Aufführung, ansonsten Stücke von bei uns wenig bekannten ukrainischen Komponisten, wie Marcel Grandjany (1891 bis 1975) mit einer Fantasie über ein Thema von Joseph Haydn, „Dumka“, eine Kontemplation von Vasyl Barvinsky (1888 bis 1963), „Memory“ von Myroslav Skoryk (1938 bis 2020) bis zum „Carneval de Venise“ von Felix Godefroid (1818 bis 1897), einem Lieblingsstück von Lemishenko.

Aichhorn und Lemishenko führten selbst durch das Programm, Letztere in Englisch. Das Publikum war merklich sehr berührt, nicht nur durch das virtuose Spiel der beiden Harfenistinnen, sondern von ihrer völlig natürlichen, aufrichtigen Darstellung der fürchterlichen Kriegssituation in der Ukraine und ihrem Wunsch zu helfen.

Das Programm endete mit dem Duo „Souvenir“ von Evgen Andreev (geboren 1984), einem engen Freund Lemishenkos, der in der Ukraine zurückbleiben musste. Nach dem überwältigenden Applaus erklang als Zugabe ein Andante von Antonio Vivaldi. Da es keinen Eintritt gab, wurde großzügig gespendet: Nach Informationen des Arts-Vorsitzenden Patrick Pföß gingen 3080 Euro in die aufgestellten Spendenbehälter. Christiane Giesen

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