Kolbermoor – Auch hochromantische Orgelmusik ist von Bach geprägt. Das stellte Matthias Egger, in Bozen geboren und jetzt Musikdirektor am Dom von Freising, beim Orgelmittwoch in der Kirche Wiederkunft Christi klar.
Streng und feurig zugleich begann Egger mit Bachs berühmter g-Moll-Fantasie BWV 542, allerdings ohne die Fuge. Die ruhigeren Zwischenteile spielte er gemessen und wurde dann immer expressiv-glühender bis zum strahlenden Dur-Schluss.
Es folgten zwei Choräle aus Bachs sogenannter „Orgelmesse“: Über dem unerbittlich in Vierteln durchlaufenden Basspedal erhob sich, reich umspielt, die Choralmelodie von „Dies sind die heil‘gen zehn Gebot“ BWV 678 im Oboen-Register. Sehr weit gespreizt bis zur Dezime ist das launige Umspielungsthema in dem Choral „Jesus Christus, unser Heiland“ BWV 688 und dann so in Synkopen gehalten, dass die Musik fast ins Swingen geriet. Die technischen Schwierigkeiten schienen für Eggert keine zu sein.
In bedächtigem Tempo begann das Choralvorspiel mit Fuge über „O Traurigkeit, o Herzeleid“ von Johannes Brahms, sodass die Begleit-Triolen etwas Sanglich-Flehentliches erhielten und man den kunstvollen Bau der Fuge hören konnte – eine Fuge, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt, um mit Hugo von Hofmannsthal zu sprechen. Das volle Werk mit allen Kombinationen verlangt Max Reger in seiner Introduktion und Passacaglia d-Moll. Energisch brausend begann also Egger, bis die Passacaglia ganz Pianissimo im tiefsten 16-Fuß-Pedalbass beginnt und sich dann von Durchgang bis Durchgang des Themas steigert in Dynamik und Agogik, als immer lauter und bewegter wird hin zum alles überwölbenden und triumphierend lange ausgehaltenen D-Dur-Schluss. Für den herzlichen Applaus bedankte Egger sich noch mit, wie er ankündigte, „einem kleinen Choralvorspiel von Bach“.RAINER W. JANKA