Die Wiederauferstehung eines Ortsnamens: Draden

von Redaktion

In der vergangenen Folge dieser Serie, die von Weidenamen, die zu Ortsnamen wurden, handelte, wurde neben dem Namen Antritt auch der Name Traden behandelt.

Während der Weidename Antritt, bairisch Oodrid, bis zum heutigen Tag als Bezeichnung einer Örtlichkeit weiterlebt – in unserer Region in den Gemeinden Brannenburg und Oberaudorf –, wurde beim letzten Mal behauptet, die Ortschaft Traden existiere nicht mehr. In der Studie von Hans Meixner, „Die Ortsnamen der Gegend um Rosenheim“, die 1920 erschienen ist, kommt Traden – „bei Hochstätt am Inn“ – zwar noch vor, aber im aktuellen Ortsverzeichnis der für Hochstätt und Umgebung mittlerweile zuständigen Gemeinde Schechen findet sich von Traden keine Spur mehr.

Wäre da nicht die Verwaltungsfachangestellte Sieglinde Hacke von der besagten Gemeinde Schechen. Selbst, und persönlich interessiert an der Bewahrung von alten Kulturgütern, fast passenderweise mit einem Arbeitsplatz im wunderschönen und altehrwürdigen Rathaus von Schechen ausgestattet, war es für Sieglinde Hacke ein Leichtes, der Serie „Vo Ort zu Ort“ im Falle von Traden auf die Sprünge zu helfen:

„Die Draden, das ist ein Fleckchen im nördlichen Teil des Weilers Oberwöhrn. Dazu gehören drei kleine Höfe mit damals kargen Böden“, wie Sieglinde Hacke zu berichten weiß. Zugleich liefert sie die örtliche Aussprache mit: „Die Drohn“, wobei das a in Draden mit gelängtem, offenem o gesprochen wird; vergleichbar etwa mit „hosd dei Händi schoo aufglohn (aufgeladen)“?.

Sowohl Sieglinde Hackes Aussprache als auch die Beschreibung der Örtlichkeit deckt sich fast völlig mit dem, was Johann Andreas Schmeller – „Bayerisches Wörterbuch“ – unter dem Stichwort „Trat“ so formuliert hat:

Die Trat, gesprochen als Trad mit dunklem, „vollem“ (Schmeller) o, sei „jener Teil einer Feldflur, welcher nach der (…) landüblichen Dreyfelderwirthschaft jedes Jahr unbebaut und dem Viehtrieb offen bleibt, das Brachfeld, die Brache“.

Der Gelehrte stellt die Trat zum althochdeutschen Begriff trata mit den Bedeutungen „Tritt, Spur, Weg, Trift, Brache“.

Eine weitere Bestätigung für die Richtigkeit der Beschreibung von Draden liefert ein „Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern“, erster Band, aus dem Jahre 1831: „Traten: Weiler, unweit Hochstätt, zu dessen Pfarrbezirk und zum Landgericht Rosenheim gehörig. Er enthält 3 Häuser mit 13 Einwohnern und liegt 2 ¾ Stunden von Rosenheim am Flüsschen Rott“.

So bleibt festzuhalten: Draden, das Ende des 16. Jahrhunderts in den Rosenheimer Scharwerksbüchern als „an der Tratten“ – die Endung -en bezeichnet den Dativ – belegt ist, verlor im Laufe des 20. Jahrhunderts seinen Status als offiziell im Gemeinderegister eingetragene Örtlichkeit. Aber anders als manche Ortschaften, die gar nicht mehr existieren, nämlich sogenannte Wüstungen wie etwa Niderntal oder Ramerting im Altlandkreis Bad Aibling, gibt’s ja Draden doch noch – und vielleicht die Möglichkeit der Wiederaufnahme ins Gemeindeortsverzeichnis. Wäre das vielleicht auch für die Bewohner von „Drohn“ ein österlicher Wunsch? Armin Höfer

Artikel 4 von 7