„Kimmt a Mäuserl, baut a Häuserl“

von Redaktion

Volksmusikpflege Sammlung von Versen, Sprücherln, Spielen und Liedern für Kleinkinder geplant

Ende März trafen sich in Bruckmühl Frauen unterschiedlichen Alters: Zusammen mit Eva Bruckner lernten sie viele Sprüche und Krabbelspiele kennen, die sich für das spielerische Tun mit Kleinkindern eignen. Mütter und Großmütter erzählten von ihren Erfahrungen und brachten ihre Sprüche und Spiele ein – junge Kindergärtnerinnen und Mitarbeiterinnen von Kinderkrippen gaben Einblicke in ihre Arbeit und die Möglichkeiten, bei der Betreuung von Kleinkindern diese meist überlieferten Sprüche und Spiele einzusetzen.

Bei dieser konzentrierten abendlichen Fortbildung kam es auch zum tiefgründigen Austausch von persönlichen Erfahrungen in Familie und Beruf, zum Aufzeigen von Defiziten – aber auch zur Betonung, wie wichtig die persönliche Zuneigung zu Kindern, das Berühren und die stete Wiederholung kindgemäßer Angebote von Sprücherln, Spielen und Liedchen für die Kleinkinder wäre. Vor allem aber zeigte sich die Notwendigkeit, sich der überlieferten und teils auf der Basis der Tradition stetig neugestalteten Sprüche, Spiele und Liedchen für Kleinkinder bewusst zu werden und diese einem größeren Kreis von jungen Eltern, Großeltern und Mitarbeiterinnen in Kindergärten, Horten und Krippen zugänglich zu machen.

Dies deckt sich mit den Erfahrungen von Eva Bruckner aus Berchtesgaden, die sowohl als Kindergärtnerin, als auch in über 30 Jahren Arbeit im damaligen Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern in Bruckmühl sich wesentlich und grundlegend mit Liedern und Spielen für Kinder in den verschiedenen Lebensaltern praktisch und theoretisch beschäftigt hat. Seit ihrer Arbeit als Kindergartenleiterin sammelt Eva Bruckner diese kleinen, unscheinbaren Sprüche, Verse, Spiele und Liedlein – bis hin zu den Einschlafliedern. Zusammen mit der Volksmusikpflege des Landkreises Rosenheim entsteht ein kleines Heft mit den heute praktikabelsten Texten und Liedern.

Dabei sind Kitzelreime wie „Mausi, Mausi, kriacht ins Hausi. Wo tuats rastn? In da Lisi ihrn Kitzi-Kitzi-Kastn!“. Dabei marschiert beispielsweise die Mutter mit zwei Fingern über Körper, Bauch und Brust des Kleinkindes. Bei „Kitzi-Kitzi-Kasten“ fährt sie mit den Fingern unters Kinn und kitzelt es. Nach einigen Versuchen wartet das Kind schon darauf, gekitzelt zu werden. Und wenn es schon etwas sprechen kann, fordert es oft endlos: „Nomoi!“, bis die Erwachsenen ermüden. So wichtig ist für das Kindeswohl die Wiederholung solch kleiner, unscheinbarer Bewegungen und Berührungen.

„Kimmt a Mäuserl, baut a Häuserl. Kimmt a Muckerl, baut a Bruckerl. Kimmt a Floh, der beißt so!“ Mit den Händen stellt etwa der Vater ein „Häuserl“ oder ein „Bruckerl“ dar und zum Schluss beißt der „Floh“ das Kind. Auch dieses Sprücherl mit Bewegung und Berührung stammt aus einer vergangenen Lebenswelt unserer Vorfahren. Aber: Auch heute noch tut es ganz hervorragend seinen Dienst: Die Erwachsenen wenden sich ganz persönlich ihren Kleinkindern zu, die vielleicht auf ihrem Schoss sitzen.

Eva Bruckner schreibt: „Absichtlich ist von mir der Begriff ‚Berührungsspiel‘ gewählt, denn diese ersten Töne, Laute, Reime sind mit körperlichem Kontakt zum Erwachsenen verbunden, mit Krabbeln, mit Antupfen, Streicheln oder Drücken.“ Dieses kleine, unscheinbare elementar-musikalische Tun ist einzig im persönlichen, gütigen und berührenden Miteinander möglich. Keine CD, kein Fernseher oder Video, kein Internet kann für diese menschliche Nähe Ersatz sein!

Eine Bitte: Melden Sie sich und schreiben oder übermitteln Sie uns die Ihnen bekannten Spielchen und Liedchen, Verse und Sprüche mit Kleinkindern. Wir wollen möglichst viel zur Auswahl für das geplante Heft mit diesen kleinen persönlichen Dingen für die früheste menschliche Entwicklung sammeln. Jede Einsendung wird nach Fertigstellung mit einem Heftchen belohnt. Die Postadresse der Kreisvolksmusikpflege: Ernst Schusser, Friedrich-Jahn-Straße 3, 83052 Bruckmühl oder mit E-Mail ernst.schusser@heimatpfleger.bayern.

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