Kultursonderpreis an den Kunstverein Bad Aibling: (von links) Vorsitzende Martina Thalmayr, Richard Lindl und Hajo von Oertzen.
Bad Aibling – Der Abend zeichnete sich durch glückliche Gesichter und anhaltende Beifallsbekundungen aus. Nicht nur die Preisträger waren in guter Stimmung, auch alle anderen Anwesenden: endlich ist wieder kulturelle Begegnung möglich, kann nachgeholt werden, was bereits im vergangenen Jahr hätte stattfinden sollen, nämlich die Vergabe der Kulturpreise für das Jahr 2021.
Musikalischer
Einstieg
Mit zwei bewundernswerten Musikbeiträgen startete das Programm: die erst 13-jährige Aurelia Noichl gab auf der Harfe äußerst sensibel eine melancholische Serenade zum Besten, während die 17-jährige Emma Huber ihr Können auf dem Tenorhackbrett mit „Mandalas“ zeigte. In seiner Begrüßungsrede würdigte Landrat Otto Lederer zunächst die Leistung der beiden jungen Musikerinnen, ehe er zu seinem Willkommensgruß überging. Er erwähnte namentlich die anwesenden Landtagsabgeordneten, Bezirks- und Kreisräte und -rätinnen und die Bürgermeister/innen, auch den Hausherrn des Veranstaltungsortes, Stephan Schlier. Lederer betonte, wie sehr Kultur und Künstler in den vergangenen zwei Jahren gelitten und wie sehr Kunstinteressierte die persönliche Begegnung mit Kultur vermisst hatten. Diese Empfindung zog sich durch alle Reden des Abends: Onlinedarbietungen können nicht so berühren wie die lebendige Begegnung mit der Kunst. Diesen Gedanken griff auch der Erste Bürgermeister von Bad Aibling, Stephan Schlier, auf: Kunst und Kultur brauchen den Dialog, erst dann entsteht eine lebendige Kunstszene.
Die Moderation des Abends übernahm der Kulturreferent des Landkreises, Christoph Maier-Gehring. Er gab zu allen Preisträgern Hintergrundinformationen, hatte alle zu Hause besucht und sich mit ihren Arbeiten, die es zu prämieren galt, vertraut gemacht. Mit großem Engagement ging er Details nach, die im Leben der Preisträger eine Rolle spielen und die letztendlich zu der Auszeichnung führten. Über Aurelia und Emma erfuhren die Zuhörer, dass beide Mädchen bereits auf Bundesebene Preise bei Wettbewerben errungen haben. Landrat Lederer überreichte beiden den Kulturförderpreis des Landkreises Rosenheim: eine Urkunde, eine Medaille und ein Preisgeld von je 1250 Euro. Die beiden Mädchen bedankten sich jede mit einem weiteren Musikstück auf ihren Instrumenten.
Mit einem Kurzfilm stellte Maier-Gehring den Aiblinger Skulpturenpfad vor. Ab Ende März 2021 waren über den Kurpark von Bad Aibling circa 30 Skulpturen verteilt, sie standen auf dem Boden, hingen am Baum oder stakten auf dem Wasser, so wie die Königsgestalt im von Weitem sichtbaren roten Mantel. Jede der Skulpturen erzählte ihre eigene Geschichte.
Der heiße Sommer 2021 zog viele Menschen in den Park, und so stießen die Exponate auf ein ständig wachsendes Interesse und gaben Anlass zu vielerlei Gesprächen. Maier- Gehring würdigte das Engagement, das zur Durchführung dieses großen Projektes notwendig war, insbesondere die Arbeit von Martina Thalmayr, Hayo von Oertzen, Wilhelm Zimmer und Ritchie Lindl, erwähnte aber auch die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Bad Aibling und die Mithilfe des städtischen Bauhofs. Auch an Kurdirektor Jahn ging sein Dank. Für den Skulpturenpfad empfing Martina Thalmayr, flankiert von Hayo von Oertzen und Richard Lindl, aus der Hand von Landrat Lederer den Kultursonderpreis in Form von Blumensträußen, der „standesgemäßen“ Urkunde und einem Geldpreis von 1500 Euro.
Ehe es zur Laudatio für das Immling-Festival kam, gab es eine temperamentvolle Tanzeinlage von vier jungen Mädchen, die als Nachwuchs in der Immling- Akademie ausgebildet werden. Sehr überzeugend tanzten Jessica Schäfer, Fiona Kent, Anja Benedikt und Elisa Unterseher zu dem Song „I need a hero“. Auf dem Klavier begleitet wurden sie von Ana Filipa Luz.
Die letzte Vorstellung Maier-Gehrings galt Ludwig Baumann, der zusammen mit seiner Frau Cornelia von Kerssenbrock und einem großen Team die Immling-Festivals gestaltet, Baumann selber als Initiator und Intendant, seine Frau seit 2002 als musikalische Leiterin. Erstklassige Solistinnen und Solisten aus aller Herren Länder, ein Festivalchor, bestehend aus Profis und sangesbegeisterten Personen aus der Region und ein Orchester mit Vollblutmusikern garantieren exzellente Darbietungen. Jedes Jahr kann Baumann mit hohen Besucherzahlen (20000 pro Saison vor der Pandemie) rechnen. Aus der Hand von Landrat Lederer erhielten Ludwig Baumann und seine Frau den Kulturpreis des Jahres 2021 in Form der Urkunde, Blumensträußen und einem Preisgeld von 5000 Euro. Baumann bedankte sich, sprach auch einen Riesendank an sein Team aus, an den Chor mit seiner Euphorie und an seine Sponsoren. Er erinnerte daran, dass in jedem Jahr um die 30 Nationen in einer Vorstellung mitwirken. „Das alles findet in harmonischem Miteinander statt, Musik kann viel bewegen, wenn es um friedliche Zusammenarbeit geht.“
Erschüttert
vom Ukrainekrieg
Er betonte, wie sehr ihn der Krieg in der Ukraine belaste. Cornelia von Kerssenbrock schloss sich seinen Worten an. Zwei Arien bildeten den Schlusspunkt der Veranstaltung: Kangyoon Shine Lee sang aus der Oper Die Zauberflöte „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, und Margarita Polonskaya trug aus Charles Gounods Oper Faust „Ah! Je ris de me voir si belle“ vor. Ein Genuss für alle, der auf dem Heimweg noch nachhallte.