Träumerische Ruhe und exaltierte Erregtheit

von Redaktion

Pianist Lars Vogt begeistert das Publikum auf Schloss Neubeuern mit einem kontrastreichen Programm

Neubeuern – Einen kontrastreichen Klavierabend präsentierte Lars Vogt auf Schloss Neubeuern. Da es diesmal keinen Programmzettel gab, stellte der Pianist die einzelnen Werke gleich selber vor. Nach der Sonate „1.X.1905“ von Leos Janácek spielte Vogt die B-Dur Sonate KV 333 von Mozart und nach der Pause die „Hammerklaviersonate“ Nr.29 in B-Dur von Beethoven.

Zu Beginn erklang Janáceks Sonate „1.X.1905“. Die Bezeichnung der beiden Sätze „Vorahnung“ und „Tod“ bereiteten das Publikum auf ein düsteres Werk vor, zu dem der Komponist durch ein tragisches Ereignis bei Straßenunruhen in Brünn inspiriert worden war. Vogt spielte das Werk mit pianistischer Wucht und Leidenschaft. Zarte Passagen im Pianissimo standen im Gegensatz zu kraftvollen Akkorden, die den Pianisten spürbar ergriffen. Der zweite Satz war ein elegischer, unvermittelt endender Abgesang, den Vogt feinsinnig zu Gehör brachte.

Mozarts B-Dur Sonate kennzeichnen heitere Virtuosität, vollendete Harmonie und spielerischen Ernst. Vogt spielte das Werk technisch brillant und klanglich glanzvoll. Der trillerdurchsetzte lebhafte erste Satz wirkte federleicht, die darin kaum vernehmbaren leisen Passagen kontrastierten stark zum heftigen Akkordschlag, mit dem das Seitenthema einsetzte.

Feierlichen Ernst und träumerische Ruhe verströmte das Andante cantabile, das Vogt mit viel Gefühl interpretierte. Orchestrale Fülle und Beschwingtheit wies das pianistisch brillante Finale auf. Ganz zurückgenommen spielte Vogt den leise ausklingenden Schluss, nach dem die Hörer lange applaudierten.

Kaum, dass das Publikum nach der Pause Platz genommen hatte, ertönte einem Donner gleich der rhythmische Akkord zu Beginn des Allegro von Beethovens „Hammerklaviersonate“. Vogt schien bei diesem Werk ganz in seinem Element. Ausdrucksvolle sanfte Passagen wechselten mit exaltierter Erregtheit und wilden, brachial wirkenden Einschüben, die den Satz fast zu zerreißen drohten.

Vogt, der eine große pianistische Ausdruckskraft besitzt, merkte man die spielerische Herausforderung gleichwohl an. Das Wechselbad von rhythmischer Härte und gesanglicher Weichheit forderte auch vom Publikum höchste Konzentration. Als plötzlich wie aus dem Nichts erneut ein heftiger Akkord erklang, hob es einen Hörer, der vorher in Träumen versunken schien, förmlich aus dem Sitz.

Das gespensterhafte Scherzo mit seinen Akkordschlägen, seinen wogenden Harmonien und einem wild emporjagenden Klavierlauf spielte Vogt voller Inbrunst und Leidenschaft. Kaum enden wollte das Adagio, dessen Zauber Vogt in einem berückenden Monolog gefühlvoll zum Ausdruck brachte. Nach einem ausschweifenden Largo erklang die kunstvolle Fuge, die das gewaltige Werk beendete. Vogt glänzte auch hier noch einmal mit einem ungemein farbigen und expressiven Spiel.

Nach diesem bewundernswerten Kraftakt, der das Publikum zu rhythmischem Beifall hinriss, spielte Vogt als Zugabe noch ein kurzes, trauriges Intermezzo von Brahms.Georg Füchtner

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