Söllhuben – Alpenländische Musiktraditionen und internationale Jazzklänge müssen sich nicht konträr gegenüberstehen, vielmehr können sie sich wechselseitig und kreativ bereichern. Dies demonstrierten sehr gekonnt die aus der Steiermark stammende Marie-Theres Härtel und Florian Trübsbach. Erstere überwiegend an der Bratsche, der Partner vorwiegend an diversen Blasinstrumenten. Aber halt nicht nur, der Konzertabend beim Hirzinger in Söllhuben im Rahmen des „Musiksommers zwischen Inn und Salzach“ hielt einige unterhaltsame Überraschungen bereit. Übrigens wohnt das Musikerpaar gleich ums Eck und brauchte die Instrumente nur hinzutragen – sehr komfortabel angesichts oft langer Anfahrten und Aufbauten bei Tourneen oder Gastspielen in anderen Regionen.
Witzig-spritzig ging es denn auch los, mit einem leicht angejazzten Stück auf Basis einer Melodie aus dem Salzkammergut. Dann ließ Härtel ihre Bratsche mit beinah rockigen Riffs Cole Porters „Love for Sale“ einleiten, Trübsbach spielte dazu ein weißes Saxofon und kredenzte wunderbare Improvisationen, bis die beiden das Stück abebben ließen.
„Nur so ein Gedanke“ taufte Härtel, in allen Genres zwischen Volksmusik und Punk beheimatet, das nächste Stück. Äußerst komplex, sperrig und gerade daher reizvoll, ergaben sich im Spiel des Duos rhythmische Strukturen wie bei Philipp Glass, dann freie Improvisationen und wiederum harmonische Melodielinien. „Subconscious-Lee“ war eine Hommage an Jazzlegende Lee Konitz, danach wechselte Trübsbach zur selten gehörten und gespielten Alt-Klarinette, ein weiteres Hör-Schmankerl.
Zwischendrin unterhielten die beiden das Publikum mit einigen lustigen Geschichten vom gemeinsamen Üben („wer als erstes zehn Fehler erreicht, muss abwaschen“) und von einer Jodel-Woche, an der der Großstadt-Jazzer und Musikdozent Trübsbach offenbar erfolgreich teilgenommen hatte.
Der gemeinsame Zweigesang in Jodelform („Geh ma auf die hohe Alm“) konnte sich jedenfalls hören lassen und es gab kräftigen Applaus. Im weiteren Verlauf ergaben sich immer wieder quasi fließende Übergänge zwischen alpenländischen Grundmelodien wie dem „Erzherzog-Johann-Jodler“ und Jazz- und Bluesvariationen. Von elegisch-versonnen bis hin zu rasanten galoppierenden Läufen war alles dabei.
Der Clou war schließlich noch eine Nummer mit rhythmisch angeblasenen Radler-Flaschen im Mix mit Jodelklängen, was in eine funkig-soulige Groovesession mündete, gefolgt von Trübsbachs Bigband-Komposition „Watsoning“ – was für ein Spaß !Andreas Friedrich