Bad Endorf – „Vielfalt und Brillanz der Kirchenmusik“ liest der Konzertbesucher auf dem Programmheft zu den 28. Bad Endorfer Orgelwochen. Das ist nicht übertrieben, denn Vielfalt wurde beim Eröffnungskonzert in der Pfarrkirche St. Jakobus durchaus geboten.
Unter der künstlerischen Leitung von Judith Trifellner stellten das Vokalensemble und zahlreiche Solisten aus dem Chiemgau Werke des Barock, der Klassik und der Neuzeit einem zahlreich erschienenen Publikum vor, das sich an diesem Kunstgenuss erfreuen konnte.
Den Auftakt bildete die Choralbearbeitung über den Cantus firmus „Komm heilger Geist Herre Gott“, die Judith Trifellner für Orgel geschrieben hat. Sie bewies einmal mehr ihr virtuoses Können auf der großen Kirchenorgel. Dynamisch vorgetragene Läufe wechselten mit fugiertem Stimmengeflecht ab, wuchtige Akkorde brachten in pfingstlicher Freude die ganze Klangvielfalt der Orgel zum Ausdruck.
Das Vokalensemble, begleitet von drei Violinen und einem Violoncello, brachte den Choral „Komm heilger Geist Herre Gott“ aus der Kantate BWV 59 von J.S. Bach stimmungsvoll zu Gehör.
Besonders eindrucksvoll war das A-cappella-Vokalstück „Ubi caritas“ des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo, das 1999 entstanden ist und den gregorianischen Hymnus in mystischen Klangfarben ertönen lässt.
Die 13 jungen Sängerinnen und Sänger des Bad Endorfer Vokalensembles stellten dabei ihre stimmliche Vielseitigkeit und Präzision in der Ausführung auch in zwei anderen Werken von Vitautas Myskinis (Cum ortus fuerit) und Knut Nystedt (I will praise thee, o lord) überzeugend unter Beweis.
Die mehrfache Bundespreisträgerin bei Jugend musiziert, Johanna Trifellner, brillierte auf dem Hackbrett, begleitet von Streichern und Basso continuo. Das Konzert für Hackbrett und Streicher des italienischen Barockkomponisten Paolo Salulini erwies sich als ein Dialog zwischen Streichern und Hackbrett, wobei die Solistin die ganze Klangfülle des Instruments in allen drei Sätzen mit großer Musikalität und technischer Präzision zum Ausdruck brachte.
Der begeisterte Applaus der Zuhörer bewies, dass man von solchen Schätzen aus der Musikliteratur gerne mehr hören möchte.
Zweifellos zu den Höhepunkten des Abends gehörte die Uraufführung „Hymnus“ des Komponisten Michael Kapsner, der einige einführende Worte zu seinem Werk an die Zuhörer richtete. Es handelt sich bei diesem Werk um eine Auftragsarbeit aus dem Jahr 2021 für Violine, Fagott und Truhenorgel, das Kapsner dem Musikförderverein Allegro con brio e.V. gewidmet hat.
Die Anfangsbuchstaben ACB für Allegro con brio wurden mit den Anfangsbuchstaben BADE für Bad Endorf zusammen mit dem Pfingstchoral „Veni creator spiritus“ zu einem kunstvollen Klanggewebe verknüpft und von den Solistinnen Judith Schreyer (Violine), Tanja Schelter (Fagott) sowie Judith Trifellner an der Truhenorgel eindrucksvoll präsentiert.
Das Klarinettenquintett in A-Dur von Mozart aus dem Jahre 1789 bot der Solistin Elisabeth Dögerl, Masterabsolventin des Salzburger Mozarteums, Gelegenheit, ihr herausragendes Können auf der Klarinette unter Beweis zu stellen. Das Werk, zwei Jahre vor dem berühmten Klarinettenkonzert entstanden, lässt in allen vier Sätzen die einzelnen Instrumente solistisch hervortreten. Das Larghetto, den 2. Satz, übernahm Mozart später mit leichten Veränderungen im 2. Satz seines Klarinettenkonzerts.
Das Allegretto, letzter Satz, bildete ein Thema mit Variationen, auch hier traten Klarinette und Streicher in einem wunderbaren Verhältnis solistisch hervor, in Virtuosität, Verspieltheit und musikalischer Hingabe. Als Zugabe boten Sänger und Musiker das „Ave verum“ von Mozart.
Die Zuhörer bedankten sich für einen gelungenen Auftakt der Bad Endorfer Orgelwochen mit begeistertem und lang andauerndem Applaus. Michael Schmidt