Bühne frei für die „Kunstzeit“

von Redaktion

Werke von 80 Künstlern sind noch bis Ende Juli an vielen Orten in Prien zu erleben

Prien – Auch heuer wartet die „Kunstzeit“ in Prien wieder mit vielen Attraktionen auf – 80 Künstler im Alter von zehn bis 96 Jahren aus der Region und aus Europa stellen an verschiedenen Stellen quer durch den Ort Kunstobjekte aus. „Bunt, modern, traditionell, verständlich, verstörend, bewegt, starr“ – die Umschreibung von Georg Klampfleuthner, Vorsitzender des Kulturfördervereins, bei der Eröffnung trifft es auf den Punkt. Das Anschauen lohnt sich.

Vergänglichkeit und Schönheit

Da ist das Plakat von Nicola Heim, Meisterschülerin von Professor Leiko Ikemura, an der Außenwand der Lagerhalle am Bahnhof: „Ist Heimat ein Ort?“ An der Nepomukbrücke erinnert die Holzstele „Aposynthesis“ von Hannes Stellner an Statuen der griechischen Antike und deren Verfall, verwittert anmutende hölzerne Großbuchstaben im Längsformat zitieren das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke. Hinter dem Alten Rathaus steht „Smile“, eine Plastik von Thomas Hans. Sein Mann aus verschweißten Eisenblechen steht als Symbol für die Vergänglichkeit und die Schönheit.

Im Wendelsteinpark hat Ekaterina Zacharowa einem sich küssenden Paar – eine Installation mit Ölmalerei – ein Denkmal gesetzt, in einem Reisebüro lösen die stimmungsvollen Bilder von Rainer Libera Sehnsucht aufs Reisen aus. Auf der Wiese hinter dem Medical-Park Kronprinz sind starr und doch bewegt wirkende Skulpturen aus geschnittenen Steinen von Toni Stegmayer zu bewundern. „Antenne“ ist ein filigranes Objekt, wenngleich die Materialien Betonstein, Eisen und Messing, die der Vorjahressieger der „Kunstzeit“, Milan Jack Mulzer, verwendet hat, wenig filigran klingen. Zum Kneipp-Becken im Kurpark passen die „bayerischen Gebetsmühlen“ von Franziska Bürger perfekt, die Bronzestatue „Maternita“ von Antje Teschen-Mentzen schmiegt sich idyllisch ins Grün.

Der Kuratorin Inge Fricke ist es auch heuer wieder gelungen, unterschiedlichste Künstler für die „Kunstzeit“ zu gewinnen, Künstler, bekannt und international renommiert und teilweise noch ganz jung: So wie der zehnjährige Leopold Kohl, der seine Landschafts- und abstrakten Bilder mit Acrylfarben im Chiemseesaal ausstellt.

Skurril und doch ansprechend sind die Bilder des Florentiners Guido Sarti im Café Nova (wie das Bild der Südtiroler mit pinken Augen), irritierend die Installation aus rosa Stoffen von Josefine Pytlik aus Wasserburg in der Schön Klinik, ansprechend die Bilder von Barbara Nedball in einem Second-Hand-Laden, bei denen die Künstlerin historische Pigmente auf Acryl auftupft, einfach nur schön anzuschauen die Fotografie „Aquarium“ von Karin Schneider-Henn an der Bahnhofshalle und ausdrucksstark die Messing-Statuetten von Marco Bruckner bei einem Friseur.

Kunst sichtbar, erlebbar machen und auf sich wirken lassen – Priens Bürgermeister Andreas Friedrich hatte diesen Anspruch bei der Eröffnung proklamiert und man muss ihm recht geben: Die „Kunstzeit“ tut es. Mit Fingerspitzengefühl und an außergewöhnlichen Lokationen zusammengestellt, bietet sich Flanierenden und Passanten ein Sommerfest der Kunst. Dazu kommen noch die Ausstellungen in der Galerie im Alten Rathaus „Glanzvoll – Die Kunst der Prinzregentenzeit am Chiemsee: Als München leuchtete und Prien glänzte“, im Kronasthaus mit der Sammlung Abe „Hugo Kaufmann“ und mit der Sonderausstellung „Gerhard Prokops Stadtlandschaften“. Es gibt die monatlichen Art &Talk-Treffen bei Sylvia Roubaud am Marktplatz. Oder wie wäre es mit einem Besuch der Galerie Eva-Maria Ladwigs in der Bernauer Straße oder des Amon-Art-Houses der Malerin Barbara Nedball?

Weitere Anlaufadressen sind die Galerie und das Atelier von Katharina Schmitt (beides in der Wendelsteinstraße), die Petite Galerie in der Alten Rathausstraße und der Kunstgarten Am Herrnberg 23 von Christa Biere, Kunst am Liendlhof (Trautersdorf 3a, geöffnet ab 28. Juni) oder das Atelier 7 (Raffelweg 7 in Bernau): Da hält die Chiemgauer Künstlerlandschaft Hof.

Neu ist auch die Kunsthalle am Bahnhof: Ein Popup der Kunst, aktuell und mittendrin, lebendig, frisch, unerwartet, bunt und bewegt – bis Ende Juli präsentieren sich jedes Wochenende andere Künstler im ungewöhnlichen Ambiente der Lagerhalle Kunst im neuen Kontext. Kommen und staunen – Bühne frei in Prien für die Kunst.

Bis Ende Juli

Die „Kunstzeit“ läuft noch bis Ende Juli und wird dann im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfinden. Zum zweiten Mal wird heuer der Kulturförderverein, 1985 gegründet und mittlerweile über 500 Mitglieder stark, den mit 1000 Euro dotierten Priener Kunstpreis „Junge Kunst“ vergeben. Der Rotary Club Chiemsee hat erstmalig auch einen Kunstpreis in Höhe von 1000 Euro ausgelobt, der für eine herausragende künstlerische Position verliehen werden soll. Bei Kunstführungen, Künstlergesprächen und Kunstworkshops für Kinder können interessierte Besucher mehr über die Kunstwerke erfahren. Ebenso informiert die Internetseite https://www.tourismus.prien.de/kunstzeit über die „Kunstzeit“. Die Broschüre gibt es auch in gedruckter Version im Tourismusbüro Prien, Alte Rathausstraße 11.

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