Tattenhausen – Gar manch ein Ort und dessen Ortsname haben es dazu gebracht, vertont zu werden:
Wer kennt nicht das „Kufsteiner Lied“? Das München-Lied „Solang der oide Peter überm Münchner Stadtl steht“ war sogar lange Zeit die Kennmelodie des Bayerischen Rundfunks, jetzt immerhin noch von „BR Heimat“. Daneben gibt es aber auch Ortschaften, die in Gedichtform gerühmt werden. Hierzu gehört ein Dorf, das zwischen den Flüssen Rott im Westen und Inn im Osten liegt: Tattenhausen, seit der Gebietsreform in den 1970er-Jahren Teil der Gemeinde Großkarolinenfeld.
Wie kam Tattenhausen aber zu dieser Ehre? Katharina Pronberger aus Thonbichl, Autorin der „Chronik von Tattenhausen“ aus dem Jahre 2004, weiß mehr hierzu: Es war ihr Großonkel Dr. Nicolaus Pronberger, bis 1949 Leiter der Bayerischen Staatsbibliothek zu München, der in sieben Strophen das Gedicht „Dodohus“ verfasst hat. Daraus zitieren wir einige Stellen, die für Tattenhausen besonders wichtig sind.
A Hoizfleck is gwen no vor 1200 Jahr,
wia Herr Dodo is kemma mit na fleißinga Schar (…)
Dodohus wird Totinhusir, die Häuser wern mehr,
Von Keampfsee da Abt schickt die christliche Lehr;
Da Pflega von Aipling hots protokoliert:
Totinhusir dem Kloster – und Freising voliert.
Donhausen hoaßt’s jetza, wia Zeit rasch voschwindt,
Und ewi neus Wassa an „I“ obirinnt. (…)
„A Hoizfleck“ – ein Waldstück: Damit spielt der Poet auf die Rodung an, die von einem Grundherrn namens „Dodo“ – alias Toto – vor 1200 Jahren durchgeführt worden sein könnte. Mit dem Begriff „Totinhusir“ zitiert Pronberger den Wortlaut aus der Freisinger Urkunde Nr. 193 aus dem Jahre 804, wohingegen der Begriff „Dodohus“ eine Erfindung Pronbergers darstellt. Was der Aiblinger Gerichtspfleger im Jahre 804 protokollierte, war die Entscheidung am Königshof zu Aibling, die Heilig-Kreuz-Kirche von Tattenhausen unter der Regentschaft des Klosters Chiemsee zu belassen.
Was allerdings aufhorchen läßt, ist das Problem, wie aus Totinhusir – Häuser des Toto – ein Donhausen beziehungsweise Tattenhausen werden konnte. Aus einem gleichlautenden Totinhusir in den Räumen Salzburg und Waging am See entwickelte sich nämlich jeweils sprachlich korrekt ein „Tettenhausen“.
Von Ort zu Ort schlägt daher vor, nicht von Totinhusir, sondern von einer zweiten Namensform auszugehen, die zuerst circa 1000 als „Tatinhusa“ und im Codex Falkensteinensis des 12. Jahrhunderts als „Tatenhusen“ belegt ist. So wie der Schatten zum bairischen „Schon“ mit offenem o (wie in Englisch „caught“) geworden ist, so ist wohl aus Taten/Tatten ein „Don“ entstanden. So weit, so gut. Aber: Dank der großartigen Arbeit des Kartografen Philipp Apian können wir auf dessen Landkarte aus dem Jahre 1568 auf dem Schriftzug „Táttnhausn“ über dem a einen Akzent erkennen. Dasselbe Merkmal ist bei „Lámpferting“ und „Tárching“ zu sehen. Somit wäre das a in „Táttnhausn“ eigentlich sehr hell zu sprechen, so wie heutzutage bei Lampferting und Darching. Aber natürlich machen wir hier keine Vorschriften!