Stephanskirchen – Es ist schon bemerkenswert und verdienstvoll, mit welcher Konsequenz der Rosenheimer Arzt und Musiker Hans Eberle konventionelle Pfade moderner Musik umgeht und mit verschiedenen Besetzungen unter dem Titel „Roverandom“ immer wieder neue Klangwelten erschließt. So konnte er auch im Duo mit der virtuosen Geigerin, Hornistin und Sängerin Bettina Wojtalla in Robert Halders „Cuvèe Speciale“ in Stephanskirchen sein experimentelles Projekt präsentieren.
Alle elf Stücke waren Eigenkompositionen und passten in keine Schublade. Einflüsse aus moderner Klassik, Jazz, Techno und anderen zeitgenössischen Strömungen konnte man heraushören, wobei Sound und Atmosphäre der einzelnen Nummern stets wechselten. Die harmonische Basis lieferte meist Eberle, wenn er mit Gitarre, Kontrabass oder Cello Basssequenzen, Ostinato-Figuren oder ungewöhnliche Melodie-Phrasen in eine Loop-Station einspielte und auf mehreren Tonspuren miteinander kombinierte. Dazu variierte dann Wojtalla kunstvoll Melodien auf der Geige und dem Waldhorn. Eindrucksvoll war auch ihr Gesang, wobei sie die Stimme wie ein Instrument einsetzte.
Durch diese vielseitig und oft wechselnden Gestaltungsmittel begab sich das Duo auf eine musikalische Reise durch neue Klangwelten. Ungewöhnlich wie die Musik waren auch die einzelnen Titel. Zwei trugen gar die Namen von Pilzen: „Psilocybe“ („Kahlköpfe“) und „Coprinus Comatus“ („Schopf-tintling“), letzteres in einer Mischung aus Techno-Beat und Latin-Rhythmus erklingend, kombiniert mit einem mysteriösen Wechselgesang der beiden und einem Text von Václav Havel.
Reizvoll war der Rollentausch bei „James auf Magnus“, als Wojtalla das Stück mit einem Kontrabass-Ostinato begann, Eberle zuerst auf einem Harmonium und dann ebenfalls auf dem Bass das Stück weiterentwickelte und Wojtalle dazu Horn- und Gesang miteinander kombinierte. Auch in „Der elegante Hund“ kam das Horn zum Einsatz, diesmal das jazzige Thema unisono mit Eberles Altsaxofon vortragend, dann elegisch improvisierend und schließlich in einem mystischen Dialog mit dem gestrichenen Bass ausklingend. Nach einem teilweise asiatisch anmutenden „Feuersalamander“ und einem meditativen „Blechschaden“ gab es als Zugabe noch einen Pilz, den „Gewimperten Erdstern“: Bettina Wojtala wechselte zwischen Geige und Ukulele, Hans Eberle bewegte sich auf der E-Gitarre durch alle Lagen.Richard Prechtl