Musikalischer Triptychon im Rosenheimer Künstlerhof

von Redaktion

Der Kolbermoorer Bratschist Marinus Kreidt bestreitet mit Geiger Denis Vasylynets und Cellist David Unterhofer Matinee

Rosenheim – Ein Triptychon aus Streichtrios von Bach, Beethoven und Dohnányi stand in der jüngsten „Matinee im Künstlerhof“ auf dem Programm – eine Auswahl fundamentaler Werke, wie der junge Kolbermoorer Bratschist Marinus Kreidt erklärte. Wie ein dreiteiliges musikalisches Altarbild stand jedes für sich und entfaltete in der Zusammenschau eine besondere Wirkung. Das ist, soviel schon vorweg, dem jungen Streichertrio gelungen.

Ab den ersten Takten der „Aria“ aus Bachs „Goldberg-Variationen“ war hörbar: Hier stehen drei Musiker, die die Verbindung suchen – als eine der nobelsten Aufgaben im Kammermusikspiel. Die Bearbeitung des Klavierwerks für Streichtrio von Dimitry Sitkowetsky ist an sich schon ein gelungener schöpferischer Akt, es umzusetzen, braucht ein feines Gefühl für den inneren Ablauf der Komposition, der nun statt von einer denkenden und fühlenden Person auf drei verschiedene verteilt wird. Die Ernsthaftigkeit der Herangehensweise und der Blick für das Wesentliche – ob in der Tongebung, Phrasierung, Stimmführung und der Werkanalyse überhaupt – waren beachtenswert und wohltuend. Dass solche musikalischen Parameter letztlich instrumentaltechnisch gelöst wurden, zeichnete die hervorragend ausgebildeten Musiker aus.

Dabei sind der Kolbermoorer Bratschist Marinus Kreidt mit seinen Partnern, dem Ukrainer Denis Vasylynets (Violine) und dem Südtiroler David Unterhofer (Cello) noch Studierende am Mozarteum Innsbruck und Salzburg. Die Lebensläufe der drei jungen Musiker weisen trotz Pandemie-Lücke bereits eine beachtliche Konzerttätigkeit aus.

Unprätentiös und mit ganzer Konzentration, dabei immer durchdacht und gefühlt, entstand das „Triptychon“, ein Bild von Bachs wohlwollender Strenge, Beethovens leidenschaftlich-virtuosen c-Moll-Trios aus jungen Jahren („das beste, das ich hab“) und Ernst von Dohnányis tief empfundener Serenade. In deren, zwar romantisch verwurzelter, dennoch zeitgenössischerer Sprache war das Trio sichtlich und hörbar zuhause. Mit zupackender Musikalität und abwechselnd berückenden Soli entspann sich das Werk von einem tänzerischen Marsch zu einer schäumend-berührenden Romanze, dann einem raffiniert launischen Scherzo und einem in allen Stimmen wunderschönen Thema mit Variationen, zu einem Rondo mit viel ernstem Humor, ein „Rausschmeißer“ mit Tiefgang, dem sich die drei Musiker mit selben Elan und Leidenschaft hingaben.

Eine Zugabe wurde klugerweise, trotz großem Applaus, nicht gegeben – es blieb ein Triptychon.

Alice Guinet

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