Märchenhafte Klänge zum Bergleuchten des Kaisergebirges

von Redaktion

Gerd Baumann und die Band Parade spielten zum Abschluss der Musikfilmtage Oberaudorf

Oberaudorf – Der Musiker Gerd Baumann hat viele Betätigungsfelder. Mit Sebastian Horn und „Dreiviertelblut“ ist er auf Tour in großer Besetzung, mehrere Jahre komponierte er das Singspiel zur Starkbierprobe auf dem Nockherberg in München. Seit dem Studienjahr 2013/2014 arbeitet er als Professor im Fachbereich „Komposition für Film und Medien“ an der Hochschule für Musik und Theater in München.

Und viele Film- und Fernsehzuschauer kennen seine Filmmusiken, die er in einer gewinnbringenden Zusammenarbeit unter anderem zu den Filmen von Marcus H. Rosenmüller beisteuert, wie zu „Sommer in Orange“, der ja seine Uraufführung in Oberaudorf erleben durfte. Nun zum Abschluss der Musikfilmtage und als „Nachholer“ des letztjährig ausgefallenen Auftritts kredenzten Baumann und seine Band „Parade“ im leider nicht ganz so stark besuchten Kurpark ein Programm aus verschiedenen Filmmusiken.

Die Band spielte überwiegend vertrackte und melancholische Balladen und begann nach der Übergabe des Publikumspreises seitens Festivalsprecher Markus Aicher mit „What if yesterday“ aus „Willkommen in Siegheilkirchen“. Mit der Besetzung von Sam Hilton am Keyboard, Benjamin Schäder am Bass und Florin Mück an den Drums zogen Tempo und Rhythmik im Stück an – schöner Auftakt! In „Like Androids“ ging es darum, wie kleine Ideen groß werden, nach dem Beispiel von „Fridays for Future“, passend zum Thema gab es auch hier eine Steigerung in der Dynamik des Stücks. Baumann nahm Bezug auf Lockdown und Auftrittspausen, hatte „viel Zeit auf meinem grünen Sofa“, was sich nicht nur in neuen Kompositionen ausdrückte, sondern auch in Textzeilen wie „drunk too much/smoked too much“.

Zwischendurch moderierte Baumann etwas ausführlicher und ging auf manchen Hintergrund von Filmen ein, wie auf den in den Kinos gefloppten „Spieltrieb“, einer Verfilmung des Romans von Juli Zeh. Der Song „Infinity“ wie auch andere Kompositionen erinnerten ein wenig an die Düsterheit eines Nick Cave, einen positiven Kontrast bildete das folkige „Fairytale“. Nach der Pause gab es einen „Banana Jack“ zum grandiosen Bergleuchten des Kaisergebirges, was Baumann zu der Aussage verleitete, man müsse halt lang schlafen, um bei diesem Anblick gut zu frühstücken – trockener, hintergründiger Humor. Das Tempo zog in der zweiten Hälfte an, und in „Loss of all possessions“ drehte das Quartett rockig auf, beschloss den Act mit einem „Something is rising“ und setzte als Zugaben noch den Hit „Bigger dog, bigger bite“ aus „Wer früher stirbt“ und ein zauberhaftes „Wunderlied“ darauf. Insgesamt war es ein schöner, hintergründiger Balladenabend mit vielen unbekannteren Songs, die im Ensemble stimmig und gut eingespielt vorgetragen wurden.

Andreas Friedrich

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