Bernau – Vielsagend und vielfach zu deuten ist der Titel „Sagenhaft, Märchenhaft, Fabelhaft.“ Und doch verdient die Ausstellung „Sagenhaft, Märchenhaft, Fabelhaft“, die die beiden Kuratorinnen Dr. Corinna Brandl und Dorothea Tielemann, die beiden Künstlerinnen sind Mitglieder des Bernauer Kunstkreises, auf die Beine gestellt haben, wahrlich den Titel sagen- und fabelhaft.
Seit 2017 schmücken Bernauer Künstler jeden Sommer den weitläufig angelegten Kurpark am Rathaus mit Skulpturen, Bildern und Installationen. Zum diesjährigen Kunstsommer zieht sich das Thema Märchen, Sagen, Fabeln wie ein rotes Band durch die Ausstellung im Grünen.
Bronzeskulpturen von Antje Tesche-Mentzen
Den nüchtern mit grauen Steinen ausgelegten Rathausplatz zieren Bronzeskulpturen von Antje Tesche-Mentzen, die im Sonnenlicht glänzen und auchbei Regenwetter nichts von ihrer magischen Wirkung verlieren.
Im kleinen Gärtlein thront Gaia, die Erdgöttin in der griechischen Mythologie, am Eingang zum Kurpark liegt hingebettet Gaias althochdeutsches Pendant Erda, die in Richard Wagners Tetralogie „Ring der Nibelungen“ besungen wird.
Der Kurpark selbst, der schon allein wegen seines sanft nach Süden ansteigenden Hügels in sattem Grün besticht, lockt mit zahlreichen Objekten.
Der „Traumzeit“-Sessel von Dr. Corinna Brandl ist ein mit weißem Lack präparierter ehemaliger Ohrensessel. Auffällig auch die beiden knallgelb lackierten hölzernen Stelen „Inka – Kolibri“ von Yannine Censaya.
Genauer hinsehen muss man allerdings beim „Elfenkreis“: In unauffälligen Naturfarben hat Elisabeth Seidel rund um eine alte, ehrwürdige Linde eine grashohe Elfenbehausung geschaffen. Aus vielen unterschiedlichen Glasbausteinen hat Dorothea Tielemann den „Palast des Schneekönigs“ zusammengesetzt, der hölzerne Scherenschnitt von Christl Wittmann erinnert an alte Märchenbücher, wäre da nicht die Mickey Mouse im Scherenschnitt-Format.
Umgeben von Apfelbäumen entsteigt „Chimera oder der Waldschrat“, eine Figur aus Beton (von Moni Stein geschaffen), einer alten, dunkel angemalten Wurzel. Herrschaftlich, wie Pharaonenbüsten muten König und Königin von Rene Jacobi an.
Die „Liebelei am Wasser“ von Uta Becker zeigt zwei ältere Herrschaften beim zaghaften Flirten. In Wirklichkeit sind es tönerne Büsten vor Vogeltränke. Die beiden Steinskulpturen aus Serpentinstein spielen dank der Bearbeitung von Brigitte Cabell mit dem Licht.
Leuchten bei der einen, dem „Sternenmann“, dunkel, rot-braune Flecken wie funkelnde Sterne, so befinden sich gelbe, blass-grüne und ockerfarbene Mineralien auf der anderen Skulptur im „Dialog.“
Das „Traumbett“ von Eva Dahn Rubin scheint einem Werbeprospekt entstiegen zu sein: Das Himmelbett lädt mit Blick auf das Rottauer Moor und die Chiemgauer Alpenkette zum Träumen ein.
Wieder zurück am Rathaus lohnt noch ein Abstecher ins Rathaus selbst. Dort zieren Gemälde mit märchen, sagen- und fabelhaften Inhalt die Wände: Da ist es „Märchenkönig Kini“ von Stefanie Dirscherl, ein Porträt, das keiner Worte bedarf, dort sind es die „venezianischen Epigramme“ von Antje Tesche-Mentzen. Collagen in Acryl, in der Textfragmente von Johann Wolfgang von Goethes Gedichten mit bekannten bebilderten Wahrzeichen Venedigs eine Symbiose eingehen.
Beim Gemälde „Der Wolf im Schafspelz“ inszeniert Willee Regensburger das Märchen Rotkäppchen auf besondere Art und Weise: Ein Mädchen mit Wolfskopf hält eine rote Kappe in der Hand.
Viel Arbeit für die beiden Kuratorinnen
Für die beiden ehrenamtlich arbeitenden Kuratorinnen war es viel Arbeit, geben sie bei einer Sonderführung zu. Aber die Mühe für die Aufgabe hat sich gelohnt. Denn wer kommt nicht bei märchenhaften Kunstwerken ins Schwärmen, wer freut sich nicht sagenhaft? Einfach fabelhaft gemacht.