„Ihr gehört jetzt zur Familie“

von Redaktion

So war der Auftakt des Rosenheimer Sommerfestivals mit „The BossHoss“

Rosenheim – Zum Auftakt des zehnten Rosenheimer Sommerfestivals haben „The BossHoss“ die Bühne gerockt. Es gab Flammenwerfer, andere Überraschungen und viel Werbung. Lagerfeuerstimmung, Musik fürs erste Date und für Traumtänzer – die Jungs von „Eagle And The Men“ aus Jena traten als erste Vorgruppe für „The BossHoss“ auf. Statt Rock‘n‘Roll gibt es für die Besucher des Sommerfestivals also zunächst progressiven Folk-Pop.

Die Musiker tragen kurzärmelige Hemden und Polo-Shirts in rosa, rot oder blau. Der Sänger haucht „seeing you“ ins Mikrofon.

Aus San Antonio
und New York City

Die Besucher sitzen auf der Wiese, stehen herum und wippen im Takt der Musik. Einige blühen auf und tanzen als die Band „The Last Bandoleros“ auf die Bühne kommt.

Schwarze Kleidung, silberne Nieten und langes Haar – ganz anders als die Jungs aus Jena. Die Tex-Mex-Band aus San Antonio und New York City weckt das Publikum auf. „I need to see your hands“, schreit der Sängern ins Mikrofon. „I feel good, you feel good? I feel amazing!“ Die Zuschauer fühlen sich wohl auch großartig, sie pfeifen und klatschen.

Der Mangfallpark Süd füllt sich. Aus ein paar Hundert Besuchern sind Tausende geworden. Sie alle fiebern hin auf den großen Moment. Endlich ist es so weit. Nebel steigt auf die Bühne und „The BossHoss“ schlendern ins Bild.

Sie tragen große Gürtelschnallen, weiße Cowboyhüte und Stiefel, ganz nach dem Motto: „Einmal Cowboy, immer Cowboy“. Die Musiker strecken die Arme zur Begrüßung der Fans in die Höhe. Und die kreischen, flippen schier aus. Viel Gitarre, raue Stimmen: Mit dem Song „Black Is Beautiful“ starten die Musiker das Set. „Howdy Rosenheim“, ruft Frontmann Alec Völkel. „Wie wunderbar, dass wir dieses Fest mit euch eröffnen dürfen.“ Die Band spielt Klassiker wie das „Jolene“-Cover, „Don‘t Gimme That“ und neue Hits wie „Dance The Boogie“.

Dann sagt Alec Völkel etwas, das die Fans an diesem Abend noch oft Hören werden: „Hier geht heut keiner ohne die neue Scheibe raus. Wir prüfen das am Ausgang, wie am Flughafen.“

Alle Künstler wollen ihre CDs, Platten und Merchandise wie T-Shirts verkaufen. Der Auftritt von „The BossHoss“ wurde jedoch zur Dauerwerbung.

Etwa als Sascha Vollmer in die Menge fragt: „Wer schreit da so?“ Und nachlegt: „Baby, wir sehen uns später am Merchandise-Stand.“ Rund 15-mal verweisen die Musiker auf das neue Album. Wenigstens scheint Sascha Vollmer reflektiert: „Wir machen ganz schön viel Werbung, das ist ein bisschen assi.“ Nur um gleich darauf nachzuschieben: „Buy this fucking record.“

Einigen Festivalbesuchern scheint die Dauerwerbesendung nicht zu gefallen. „Das nervt“, „Haben die es so nötig?“ oder „Das macht die Stimmung kaputt und ist billig“ tuscheln die Leute. Doch die Show muss weitergehen. „Jetzt sing ma bissl“, sagt Sascha Vollmer und probiert sich am Bairischen. Dann singen sie ihren Hit „Dos Bros“ und Vollmer feuert die Menge an: „A bissl lauda no.“

Die Musiker heizen dem Publikum ein, nicht nur mit ihrer Musik, sondern mit Flammenwerfern. Immer wieder schießen Feuersäulen in die Höhe auf dem vorderen Bereich der Bühne. Am Höhepunkt der Show spielt die Band das Lied „Hot in Herre“. Ob Alec Völkel nun von den Flammenwerfern heiß wurde oder von seiner Performance, er legt jedenfalls einen halben Striptease hin. Erst die Weste, dann das Muskelshirt, die Hose bleibt an.

Und der Musiker setzt noch einen drauf. Er stellt sich vor die Menge, wirft sich in das Meer aus Händen und lässt sich von ihnen tragen. Der Klassiker: „Crowdsurfing“.

Gegen Ende des Konzerts kommen die Solo-Auftritte der anderen Bandmitglieder. Deren Namen kennt kaum jemand. Das sollte sich ändern. Ansgar Freyberg als „Sir Frank Doe“ am Schlagzeug, Malcolm Arison als „Hank Williamson“ an der Mundharmonika und Stefan Buehler als „Russ T. Rocket“ an der Leadgitarre sind allesamt großartig, um nur drei zu nennen. Auch die Mitglieder der Begleitband „The Tijuana Wonderbrass“ begeistern mit Trompeten und besonders am Saxofon.

Junge Frauen
auf der Bühne

„Rosenheim es war uns ein Fest, ihr gehört jetzt zur Familie“, sagt Frontmann Sascha Vollmer. „Ihr seid mit Abstand das beste Publikum, das wir je hatten.“ Die Menge bebt, fordert eine Zugabe.

Für die bittet Alec Völker junge Frauen aus der ersten Reihe auf die Bühne. Eine Frau in Blumenkleid und Cowboyhut ist darunter. „Bist du das, die immer so schreit?“, fragt Vollmer. Als Antwort kreischt sie ins Mikro. Im Publikum sagt eine Frau zu ihrer Freundin: „Eigentlich sind die Zeiten doch vorbei, junge Mädels auf die Bühne zu holen oder?“

Obwohl manche Momente nicht allen Besuchern gefallen haben, scheint der Auftakt des Sommerfestivals für die meisten Fans gelungen.

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