Aschau – Wer „Festivo“ besucht kann sich dem besonderen Zauber dieser Reihe nicht entziehen. Das geht auch den Kunstschaffenden so. Sie kommen gerne zurück in das Chiemgau. Das gilt selbst für Persönlichkeiten wie den „Jahrhundert-Geiger“ Gidon Kremer oder den Originalklang-Pionier Giovanni Antonini. Beide waren bereits bei „Festivo“ und kehren in diesem Jahr wieder zurück, Antonini zum dritten Mal.
Mit seinem „Il Giardino Armonico“, einem Weltspitzen-Ensemble für historische Aufführungspraxis aus Italien, rückt Antonini diesmal Antonio Vivaldi ins Zentrum. Für Igor Strawinsky war Vivaldi alles andere als ein großer Komponist. Der Venezianer habe ein und dasselbe Konzert unzählige Male kopiert, soll der russische Großmeister der Moderne über Vivaldi gesagt haben. Vielleicht hatte Strawinsky nur nicht die richtigen Interpretationen gehört. Bei der Truppe aus Italien ist ein sprühendes musikalisches Feuerwerk garantiert.
In der Festhalle Hohenaschau konfrontieren sie Vivaldi mit anderen Barock-Meistern seiner Zeit. Mit Ausnahme von Tomaso Albinoni sind sie hierzulande weniger bekannt.
Das gilt selbst für Giovanni Legrenzi, obwohl er mit seinen Triosonaten gemeinhin als Vorgänger von Arcangelo Corelli gilt.
Manche seiner Arien sind derart populär geworden, dass sie auch von Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel reflektiert wurden. Es wird vermutet, dass Legrenzi in Venedig auch Albinoni und den jungen Vivaldi unterrichtet haben könnte. Als Komponist des Frühbarock zählt wiederum Tarquinio Merula zu den ersten Vertretern der Kammer- und der Kirchensonate.
Ab 1623 wirkt Merula in Warschau, wo er für die Verbreitung der aktuellen Musikkultur aus Italien im polnisch-slawischen Raum eine zentrale Bedeutung spielt. Romantisch und zeitgenössisch geht es bei Gidon Kremer zu. Wer den „Jahrhundert-Geiger“ im exklusiven, intimen Rahmen erleben will, ganz hautnah, muss ins Foyer von Schattdecor in Thansau bei Rohrdorf kommen. Marco Frei