Im Reich des Farbenfürsten

von Redaktion

Neue Ausstellung im Exter-Kunsthaus – 80 Bilder aus allen Schaffensphasen

Übersee – Mit großer Freude nahmen die vielen Exter-Fans im Chiemgau wahr, dass es nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause nun wieder eine neue Ausstellung mit Originalwerken von Julius Exter (1863 bis 1939) gibt. Eine Exter-Ausstellung war seit 40 Jahren in jedem Jahr der Höhepunkt der Ausstellungssaison im Exter-Kunsthaus in Übersee-Feldwies. Um zwei Jahre verschoben ist heuer die Sonderausstellung mit dem Titel „Julius Exter – Licht und Farbe“ bis einschließlich Sonntag, 11. September, zu sehen.

16 noch nie öffentlich
gezeigte Bilder

Die Werkschau umfasst – unabhängig von der ständigen Ausstellung mit 34 Originalwerken Exters im Großen Atelier – etwa 80 Bilder, die meisten davon in kleinem Format, von denen 16, frisch restauriert und mit alten Rahmen versehen, bisher noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Der Besucher bekommt einen Eindruck von allen Schaffensphasen des Künstlers. Die frühen Werke stellen Exter als genau beobachtenden Naturalisten vor. Schon vor 1900 aber suchte Exter neue Möglichkeiten, um die Natur auf die Leinwand zu bannen. Er wandte sich der Freilichtmalerei zu und intensivierte sie bei Aufenthalten in Künstlerkolonien und im Ausland. Nach dem Kauf seines Sommerdomizils, eines kleinen Bauernanwesens in Übersee-Feldwies, im Jahr 1902 rückten das Alpenvorland, sein Garten und der Chiemsee in den Mittelpunkt seines Schaffens. Wegen Exters leuchtenden, selbst hergestellten Farben erhielt Exter von Zeitgenossen den Beinamen „der Farbenfürst“. Noch bis 1917 unterhielt der Künstler während der Wintermonate ein Atelier in München. Erst kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 aber zog er sich aus wirtschaftlicher Not ganz ins Bauernhaus nach Feldwies zurück. Es ging dem Künstler nie um die fotografisch exakte Wiedergabe von Landschaften oder Einzelmotiven, sondern um die völlig unterschiedlichen Stimmungen, die die Landschaften in den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten widerspiegeln. Durch die Magie des Lichts und den meisterhaften Wechsel von Licht und Schatten haben Bilder wie „Badestrand“, „Haus am Weg“, „Figur in Morgensonne“ oder „Blaue Stimmung“ eine perspektivische wie auch atmosphärische Tiefe. Kunstexperten sehen die Bedeutung von Exter in einer Linie etwa mit dem Münchner Künstler Franz von Stuck, mit dem Exter befreundet war. Wie schlecht es dem Maler finanziell in den Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg ging, zeigt sich darin, dass viele Bilder nicht mehr auf teure Leinwand, sondern Malpappe gemalt waren. In diesen Notzeiten tauschte Exter auch immer wieder Bilder gegen Naturalien. Dass er dennoch viele Bilder nicht verkaufen konnte, ist für die heutige Generation ein Glück, denn die Tochter des Malers, Judith Exter, vermachte seinen Nachlass dem bayerischen Staat. So kann die Bayerische Schlösserverwaltung in jedem Jahr einen Teil von Exters Bildern neu restauriert vorstellen. Die alten „Notrahmen“ aus brauner Pappe, die der Künstler in den schlechten Zeiten verwenden musste, wurden durch Holzrahmen aus Exters Zeit ersetzt. Das ist vor allem dem früheren Museumsdirektor Dr. Elmar D. Schmid zu verdanken, der früh „sein Herz an Exters Werke verlor“, später auch Dr. Thomas Marr, dem Oberkonservator der Bayerischen Schlösserverwaltung, und der unermüdlichen Leiterin des Exter-Hauses, Monika Kretzmer-Diepold, die seit seiner Gründung vor 42 Jahren Vorsitzende des Vereins Kunsthaus Übersee-Feldwies ist.

Ausstellung bis 11.
September zu sehen

Sie kümmert sich nicht nur um Restaurierung und Erhalt des Hauses, sondern auch um die Pflege des Gartens, der jetzt in voller Sommerblüte steht.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Julius Exter – Licht und Farbe“ ist bis Sonntag, 11. September, von Dienstag bis Sonntag jeweils von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Montags ist geschlossen. Für Gruppenbesuche wird das Haus nach Voranmeldung unter Telefon 08642/895083 geöffnet.

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