Pop, Hip-Hop und alpine Klänge

von Redaktion

Hubert von Goisern liefert einen der musikalischen Festival-Höhepunkte

Rosenheim – Schwülwarme Dampfschwaden und ein aufkommendes Gewitter waren die äußeren Faktoren für das Konzert von Weltmusiker Hubert von Goisern beim Sommerfestival. Die Vorband war „Folkshilfe“, wie Goisern, der eigentlich Achleitner heißt, ebenfalls aus Österreich. Die Jungs hatten vor Jahren schon mal im Kolbermoorer Kesselhaus gespielt, machten gut Stimmung mit ihrem „Quetschn-Synthi-Pop“, was regional gut stimmig war zum Haupt-Act des Abends, sicher einer der musikalischen Höhepunkte des Sommerfestivals.

Gewitterstimmung gab es auch als Intro fürs Konzert – die Band ließ ihre Instrumente aufbrausen und leitete den Auftritt spannend ein, im Zentrum stand das Album „Zeiten und Zeichen“, mit starken Texten und ebensolchen Kompositionen.

Integrierende

Kraft der Musik

„A Tag wie heut“ war dann gleich eine Art Motto, rhythmisch und wuchtig unterstützt gab es eine Hymne auf die integrierende Kraft der Musik zu hören: „Sei dabei/Nimm da frei/Schau vorbei“ wenn die Musik aufgeigt. Vom Alpenrock ging die Band über zum Techno „El Ektro Ich will nicht tanzen“, die Instrumentierung wechselte dabei flexibel.

Als Unterstützung hatte Goisern eine starke Band dabei und mit Maria Moling, die in der Region bestens noch von „Ganes“ bekannt ist, eine exzellente Percussionistin, Gitarristin und Sängerin. Bei „Eiweiß“ griff Goisern wieder zur „Steirischen“, seinem Lieblingsinstrument, gut gelaunt galoppierte der Sound zu frechem Text. Mit visionärem, harten Sprechgesang schuf Goisern im nächsten Titel einen düsteren Kontrast mit dunklen Visionen und griff in der Moderation die aktuellen zeitgeschichtlichen Umstände auf. Um dann wiederum dem verstorbenen Biologen und Forscher Wilhelm Foissner einen Jodler zu widmen – Goisern schmiss das Publikum hin und her zwischen populärem Sound mit Alpenrock, sphärischen Klängen und treibenden Beats. Dann die Nummer „Freunde – das Leben ist lebenswert“, mit Reminiszenzen an die Operette. Hier lohnt sich ein Blick auf den Hintergrund, denn Goisern greift damit ein musikalisches Aushängeschild seiner Salzkammergut-Heimat an, nämlich den Operettenkomponisten Franz Lehár. Dessen Freund und enger Kollege Friedrich Beda und seine Familie wurden von den Nazis nach Dachau und weiter nach Buchenwald zu ihrer Ermordung abtransportiert.

Lehar kannte Goebbels und Hitler persönlich, schwieg jedoch: „Als alles vorbei war, beteuerte Franz, nichts gewusst zu heben von seiner Freunde Todestanz“, heißt es im Text. Echte Geschichte und Operetten-Refrain „Freunde – das Leben ist lebenswert“ im Kontrast erzeugen einen Schauder – starker Titel, genial präsentiert ! Etwas populärer ging es im typischen Goisern-Alpinstil weiter.

Pop, Hip-Hop
und alpine Klänge

Viel Einsatz mit der „Steirischen“ und tolle Inszenierungen mit Maria Moling, Goisern ist mit der Verbindung von Pop, Hip-Hop und alpinen Klängen inklusive Jodeleinlagen einfach eine Marke – unwiderstehlich die gemeinsame Gesangsnummer mit Maria Moling!

Als nach einer Stunde 20 Minuten mächtige Blitze zu sehen waren, war die Stimmung auf dem Höhepunkt, allerdings machte sich eine gewisse Nervosität breit und Goisern ging darauf ein: „In wenigen Minuten wird hier ein gewaltiger Guss runtergehen“.

In der Schlussrunde gab es dazu passend seinen bisher größten Hit „Brenna tuats guat“: „Hey, wo geht´n grad a Blitz nieder/Wo is´n die Hütt´n/Wo der Stadl der brennt“, heißt es im Lied. Zum Glück hielt es noch an dem Abend mit einem sehr gut aufgelegten Hubert von Goisern und seinem faszinierenden Sound – tolles Konzert!

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