Sachrang – Der Einladung der Kammersängerin Professor Dr. Helen Donath zum Meisterkurs Gesang nach Sachrang folgten sieben Meisterschüler aus Deutschland, Österreich, Holland, Portugal und Hongkong. Beim Abschlusskonzert in der Pfarrkirche St. Michael zeigten diese trotz sommerlicher Temperaturen ihr Können.
Als Begleiter am Flügel konnte die Kammersängerin Donath Trung Sam verpflichten, der mehr als nur Liedbegleiter war. Virtuos, ausdrucksstark, farbenreich war sein Spiel, die Tasten ersetzten mühelos ein ganzes Orchester. Sakral ging es los: Von der Empore herab sang Teresa Milheiro inniglich „Bist du bei mir“ von Bach. Das fein zusammengestellte Programm widmete sich im ersten Teil Brahms, dessen 150. Todestag sich heuer jährt. Auch wenn die lyrisch-melancholischen Lieder nicht der jahreszeitlichen Stimmung entsprachen, berührten gleichwohl die Meisterschüler Christina Esterhazy, Maaike Hupperetz, Sabine Ritterbusch (derzeit als Professorin für Gesang an der Uni Hannover tätig), Teresa Milheiro, Jasper Sung, Malte Godglück und Michael Pinsker allesamt mit Eindringlichkeit und Empfindungskraft, Ernst und Ausdruckstiefe, Textverständlichkeit und Stimmführung.
Die Woche Meisterkurs war nicht nur dem ernsten Liedgut gewidmet, sondern schulte auch im Opern- beziehungsweise Operettenfach, und das durfte das Publikum genießen. Tenor Jasper Sung begeisterte mit „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus „Giuditta“ von Lehar mit fantastischer Artikulation und Dynamik. Sopranistin Maaike Hupperetz gab grandios die Gräfin bei „porgi amor“ aus „Le nozze die Figaro“ von Mozart und war später ausdrucksstarke Mimi bei „donde lieta“ aus „La Boheme“ von Puccini. Mit Leidenschaft füllte Christina Esterhazy ihre Rolle als Pamina in der Arie „Ach, ich fühl’s“ aus „Die Zauberflöte“ von Mozart. Bariton Michael Pinsker überzeugte als Mönch Athanael, wie sehr ihn die Ausschweifungen seiner Heimatstadt Alexandria mitnehmen (aus der Oper „Thais“ von Massenet). Stimmstark, unmittelbar und inbrünstig dann Bariton Malte Godglück, der „tre sbirri… una carrozza“ aus Puccinis „Tosca“ sang. Aus der Bravourarie „Exsultate jubilate“ von Mozart ließ Christina Esterhazy das „Alleluja“ mit stimmlicher Extravaganz, sauber, lieblich, glockenrein aufleuchten. Vergnügliches gab es zum Finale mit zwei Arien aus „Don Pasquale“ von Donizetti: Erst flirtete Teresa Milheiro als Norina mit dem Pianisten bei „quel guardo il cavaliere“, dann wettstritten Malatesta alias Michael Pinsker und Don Pasquale alias Malte Goldglück in der Arie „Cheti, cheti, immantinente.“
Mitreißend, unterhaltsam, spannend, wie die Sängerinnen und Sänger ihre jeweilige Rollen interpretierten – zärtlich, temperamentvoll, verliebt, ängstlich, gebieterisch, kämpferisch – da tat sich ein Feuerwerk an Charakteren auf. Die Meisterklasse-Dozentin hatte ihren Meisterschülern – die es eigentlich ob ihrer Sangeskunst nicht mehr verdienen, als solche bezeichnet zu werden – wahrlich viel vermittelt, was Leidenschaft, Bühnenpräsenz und Ausdrucksstärke angehen. Als Zugabe gab es das „Wolgalied“ von Lehar – großartig, wie Jasper Sung die Einsamkeit des Soldaten andeutete und wie er darum bat, „es sehnt doch mein Herz auch nach Liebe sich.“
So viel Glückseligkeit, so viel Tiefe in einem Konzert. Alexander Donath, der die Anmoderation übernommen hatte, hatte schon in der Begrüßung gesagt, dass man Freude schenken wolle. Da kann man nur sagen: Mission gelungen.
Elisabeth Kirchner