Traunstein – Nach zweieinhalb Jahren Zwangspause der beliebten Konzerte des Musikkollegiums Traunstein konnte endlich wieder eines stattfinden, diesmal im Kulturforum Klosterkirche. Kein Wunder, dass die Plätze in der Klosterkirche beinahe ausverkauft waren, waren doch nicht nur viele, der seit Jahrzehnten treuen Fans der Sinfonischen Konzerte gekommen, sondern auch zahlreiche neue Gesichter. Das Konzert unter der Leitung von Augustin Spiel wies ein ausgewogenes Programm auf, mit dem Schwerpunkt der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart.
Zur Einstimmung spielte das Musikkollegium in voller sinfonischer Besetzung mit Streich-, Holz- und Blechblasinstrumenten die Sinfonie g-Moll in drei Sätzen von Leopold Kozeluch (1747 bis 1818), einem Zeitgenossen Mozarts, der als ein bedeutender Vertreter der böhmischen Musiktradition des ausgehenden 18. Jahrhunderts in Wien gilt.
Besonders beim Adagio umgarnten die schmeichelnden Klänge der singenden Geigen die Zuhörer und führten sie in die Musikwelt des 18. Jahrhunderts. Trotzdem das Orchester erst seit wenigen Monaten wieder zusammen spielen konnte, klangen die Instrumente dank der disziplinierten Einstudierung harmonisch zusammen und auch die Bläser waren voll integriert, ohne zu stark hervorzutreten. Ein Höhepunkt des Abends war anschließend der Auftritt der Sopranistin Rosmarie Kassis, die mit drei Arien von Mozart das Publikum verzauberte. Wie Augustin Spiel anfangs erläuterte, hatte er die Arien ausgesucht, um Mozarts Gabe zu zeigen, die Figuren seiner Opern psychologisch glaubhaft und authentisch darzustellen. Der Sängerin gelang das mit der Einschubarie für die Oper „Il burbero“ von Martin y Soler, einem von Mozart hoch geschätzten Kollegen, genauso wie bei der Arie des Annius „Torna, torna“ aus Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“. Besonders wurde Kassis´ Talent, sich in die Figuren zu versetzen, bei der Arie der Contessa aus „Figaros Hochzeit“ offenbar, als sie die Götter anfleht, ihr zu helfen, ihren Gatten nicht zu verlieren. Rosmarie Kassis studierte Gesang an der Universität Mozarteum Salzburg und schloss mit Auszeichnung ab. Nach zahlreichen Weiterbildungen, unter anderem in der „Academia d´amore“, Hochschule der Künste in Bremen, befasste sie sich intensiv mit Opernszenen aus dem 17. Jahrhundert.
Mit ihrer modulierfähigen Sopranstimme besingt Rosmarie Kassis innig liebevoll die Angst um den Gatten, der so gerne von seinem „Recht der ersten Nacht“ (ius primae noctis) bei einer seiner Untertanen Gebrauch machen möchte.
Nach einer langen Pause folgte ein weiterer Höhepunkt des Konzerts, die Sinfonie in g-Moll KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die sehr bekannte Sinfonie wurde von den Zeitgenossen des Komponisten als grell, und schauerlich empfunden. Wir heutigen Hörer empfinden sie anders: Wir hören die Klage eines Menschen, aber sie wird nicht zum gellenden Schrei, sondern verströmt sich in edlen Harmonien. Es vereinen sich Schwermut als Ausdruck leidenschaftlicher Schmerzen und Poesie. „Im letzten Satz die Schroffheit und Unerbittlichkeit, das befremdliche Durchmessen des Tonraums fast aller zwölf Halbtöne, eine Tonalität und Dramatik, die uns erst in der Musik unserer Zeit wieder begegnet“, erklärt Augustin Spiel, diese große Sinfonie Mozarts.
Als der letzte Ton verklungen war, dauerte die Stille nur kurz, der Applaus und die Bravorufe der Zuhörer dafür umso länger. Sicher hätten viele gerne noch eine Zugabe gehört, aber bei dem langen, in sich geschlossenem Programm war es gut, dass auf jede Zugabe verzichtet wurde.Christiane Giesen