von Redaktion

Festspiele Herrenchiemsee Finnish Baroque Orchestra spielt Händel und Bach

Herrenchiemsee – Allerhöchste Kompositionskunst in allerhöchste Unterhaltung transformiert, Barock in Reinkultur – das Finnish Baroque Orchestra unter seiner Leiterin Kreeta-Maria Kentala bot Händel und Bach in derart perfekter Manier, dass man sich im Spiegelsaal des Schlosses Herrenchiemsee um einige Jahrhunderte zurück wähnte. Spritzig, klar und technisch perfekt, fein in der Phrasierung, wundervoll ausbalanciert in der Dynamik, bis ins Zweiunddreißigstel noch transparent im Klang: Die Perfektion war das eine. Die Spielfreude und die Kenntnis der Musik das andere. Schon an den Gesichtern der Musikerinnen und Musiker war zu sehen, dass hier nichts Routine oder abgenutzt war.

Wassermusik
flott und raffiniert

Das Orchester spielte so hingebungsvoll, als hätte es für sich diese Musik gerade erst neu entdeckt. Auch wenn schon viele Wassermusiken die Themse hinuntergeflossen sind, selten hat man Händels Wassermusik so transparent, so flott und so raffiniert gehört. Präsent klingende Hörner rieben sich mit samt-matten Streichern, klare und markante Holzbläser boten strahlenden Trompeten Paroli. Besonders die eingängige Suite D-Dur HWV 349 klang frisch und unverbraucht. Wie herausfordernd die Werke sind, das zeigten die phänomenale Konzertmeisterin und Geigerin Kreeta-Maria Kentala oder die Cembalistin (die zwischendurch in der Suite G-Dur HWV 3450 zur Blockflöte wechselte), auch wenn sich beim Rigaudon erst die Musiker einpendeln mussten. Die Musiker erfüllten die Musik mit dem, worauf es ankommt, nämlich einem subtil sprachlich artikulierten Spiel, alte Instrumente im harmonischen Zusammenspiel. Phrasen mit langem Atem und großer Gelassenheit, schlichter Lyrismus, ohne süßlich zu klingen, und dazwischen immer wieder spritzige Lebendigkeit, knackig, lebendig und vibrierend, plastisch und abwechslungsreich, da hätte die Bootsfahrt ruhig länger dauern dürfen. Mit Bachs Orchestersuite Nr 3 D-Dur BWV 1068 gelang dem Finnish Baroque Orchestra der nächste Coup, Gänsehaut-Faktor inklusive. Die Ouvertüre mit üppig besetztem Orchester gestaltete das Orchester majestätisch, prunkvoll, Ehrfurcht gebietend. Das Air, kontrapunktisch durchdrungen, mit seinen sich verflechtenden und verdichtenden Stimmen über einem unablässig schreitenden Bass, hier – endlich, ist man versucht zu sagen, – nicht rührselig, nicht synthetisch, sondern subtil kultiviert und formidabel verinnerlicht.

Farbenreiche
stilisierte Tänze

Die stilisierten Tänze danach boten die finnischen Musiker farbenreich, nuanciert und unaufdringlich virtuos. Zum Finale durfte da Händels Feuerwerksmusik HWV 351 in D-Dur nicht fehlen. Staatstragend, ging es doch um die Feier des Aachener Friedens, feierlich, prachtvoll und dazu der Spiegelsaal als die perfekte Kulisse. Man schloss die Augen und wähnte sich im 18. Jahrhundert, tanzend, sich ehrfürchtig verneigend. Das Orchester ließ die Elemente von Händels Kompositionsweise klar zum Vorschein treten: Echo-Wirkungen, „Frage-Antwort-Passagen“ zwischen Holz und Blech, die einkomponierte Raumwirkung, virtuoses vivace – konzentriert, fein ausbalanciert, höfisch-elegant. Chapeau dem Finnish Baroque Orchestra. Was für eine musikalische Substanz und Prägekraft, welch ein Feuerwerk. Barockmusik kann so unterhaltsam sein.

Holzbläser bieten Trompeten Paroli

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