Vivaldi und Albinoni in virtuoser Leichtigkeit und Eleganz

von Redaktion

Festivo Das Barock-Ensemble „Il Giardino Armonico“ hat sich der historischen Aufführungspraxis verschrieben

Aschau – „Wir leben in einer Zeit, die uns sehr viele Fragen stellt und nicht so viele Antworten gibt. Bin ich optimistisch oder pessimistisch?“ Johannes Erkes, Gründer des festivo-Kammermusikfestivals, gab bei der Begrüßung zum Konzert in der Festhalle Hohenaschau auch gleich die beruhigende Antwort. Er sei optimistisch, weil er diesen Abend ein wunderbares Ensemble und ein wunderbares Publikum habe. Tatsächlich konnte Erkes mit „Il Giardino Armonico“ erstklassige Musiker präsentieren, die sich der historischen Aufführungspraxis für Barockmusik verschrieben haben. Unter der Leitung von Giovanni Antonini, der auch die Flöte spielte, standen auf dem Programm Werke italienischer Komponisten der Barockzeit. Mit dem Concerto op. 10 Nr. 11 von Tomaso Albinoni in c-Moll für Streicher und Basso Continuo erzeugten Stefano Barneschi und Marco Bianchi (Violine), Liana Mosca (Viola), Paolo Beschi (Violoncello), Giancarlo de Frenza (Violone), Riccardo Doni (Cembalo) sowie Michele Pasotti (Theorbe) eine Atmosphäre voller Heiterkeit und Lebensfreude. Lebhaft, rasch mit einer jubilierenden Violine erklang das Allegro, sanft und melodisch wiegend das Larghetto, spritzig das Allegro assai. Im anschließenden ruhigen Adagio in d-Moll brachte die Theorbe zu den melodisch strömenden Streichern wunderbar zarte Pizzicati zu Gehör.

Für das Publikum war es ein Genuss, die außergewöhnliche Klangkultur des Ensembles erleben zu dürfen. Mit virtuoser Leichtigkeit und Eleganz spielten die italienischen Musiker auch das Concerto in F-Dur „La tempesta die mare“ RV 433 von Antonio Vivaldi, in dem Giovanni Antonini auf seiner Blockflöte brillierte. Bei seinen überragenden artistischen Soli im Allegro hatte man Mühe, den tanzenden Fingern und schnellen Tonkaskaden folgen zu können. Langen Beifall gab´s nach dem sanften Largo für das wild wirbelnde Presto mit virtuosen Flötenläufen.

Dialogische Echoeffekte der Streicher kennzeichneten „La luisignola“ op. 1 Nr.2 von Tarquinio Merula, mal getragen, ernst und innig, dann wieder ungestüm und lebhaft erklangen im harmonischen Wechsel die sechs Sätze in Giovanni Legrenzis Sonata Nr. 15 aus op. 10 „La cetta“.

Spielerische Perfektion und einen geschmeidigen Kang zeigte das Ensemble in Vivaldis c-Moll-Blockflötenkonzert. Giovanni Antonini, der die Musiker fast beiläufig dirigierte, faszinierte erneut durch unglaubliche Fingerfertigkeit und exakte Tonfolgen. Das rhythmisch-melodische Allegro non molto, nach dem zarte Glockentöne erklangen, das beruhigende Largo und das klangsatte Allegro betörten die Hörer. Bewegend anzuhören waren auch die kirchlichen Kompositionen Vivaldis nach der Pause, die in den großen Saal eine andachtsvolle Ruhe zauberten.

Nach Tarquinio Merulas heiterem Stück „La piva“ folgte mit dem Concerto für Flautino, Streicher und Basso C RV 443 von Vivaldi der unbestrittene Höhepunkt des Abends. Die rasant-virtuosen Tonfolgen, die Giovanni Antonini auf seinem unscheinbar kleinen, zerbrechlich wirkenden Blasinstrument erklingen ließ, nahmen dem staunenden Publikum den Atem. Vivaldis Ohrwurmklassiker begeisterte derart, dass die italienischen Musiker nach dem nicht enden wollenden Beifall des Publikums noch einmal das Largo spielten.

Georg Füchtner

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