Kufstein/Tirol – Tosenden Applaus erntete das Ensemble unter der Regie von Enrique Gasa Valga, das im Ambiente der Festung Kufstein „Evita“ aufführte. Umrahmt von der Kulisse der Berge entfaltete sich die Geschichte der argentinischen Staatsikone. Choreografie, tänzerische und gesangliche Leistung, Musik und Bühnenbild überzeugten das Publikum, .
„Evita“ ist ein Musical über eine Frau, die träumt und sich ihre Träume auch erfüllt. Wie Che es schon singt: Eva hat Potenzial! Die Bühne in der überdachten Arena der Festung ist minimalistisch, aber effektiv als Restaurant der 50er-Jahre eingerichtet. Gearbeitet wird auch mit Lichteffekten: Passend zu Magaldis Liedtext „Diese Nacht ist so sternenklar“ erscheinen Lichtprojektionen an den Bühnenwänden. Die Kostüme sind in dunklem Blau, Grün und Grautönen gehalten, nur Eva sticht mit hellblonden Haaren im roten Kleid aus der Menge heraus.
Zur Begleitung des Orchesters unter der Leitung von Oswald Sallaberger glänzen die Mitwirkenden, allen voran Sarah Zippusch und Anna Brull als Evita, Tiziano Edin als Che, Benoît Pitre als Peron, und Jakob Wirnsperger als Magaldi, in ihren Solo- oder Duettpartien. Stimmgewaltig ist auch Greta Marcolongo in der Rolle als Mistress.
Das Musical zeichnet den Werdegang Eva Perón vom einfachen Mädchen zur Gattin des Präsidenten nach. Eva unterstützte und gründete zu Lebzeiten zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen. Es überstieg Evas Macht, Frauen das Wahlrecht zu gewähren. Sie trug aber dazu bei, dass ihr Mann 1947 ein entsprechendes Gesetz unterzeichnete. Das bekannteste Lied, „Don’t Cry For Me Argentina“, wird von Sarah Zippusch als Evita auf dem Balkon im weißen Hochzeitskleid gesungen, während das Volk ihr von unten zujubelt. Evita ist ein Star in Argentinien, doch ihre glamourösen Auftritte gefallen nicht jedem. Auch politisch ist nicht alles nur glamourös: Peróns politischer und militärischer Aufstieg wird in einem Spiel, einer Reise nach Jerusalem, symbolisiert, die in einer Hinrichtung endet.
Tiziano Edini berichtet als Che über die Schattenseiten des Regimes: Geldhinterziehung, Konkurs und Bestechung. Daraufhin legt Evita ihre glamourösen Kostüme ab und schwört Argentinien und ihrem Volk ewige Liebe. Sie setzt sich für verschiedene Wohltätigkeitsorganisation ein. Evas Wunsch, Vizepräsidentin zu werden, um noch mehr für ihr Land tun zu können, wird ihr durch Krankheit verwehrt. Ihre Liebe zu Argentinien lässt sie ein letztes Mal aufleben und das Publikum wird durch eine Montage ihrer zahlreichen Erfolge geführt.
Die originalen Liedtexte von Tim Rice wurden auf Deutsch übersetzt, was bei einem internationalen Cast manchmal schwierig zu verstehen ist. Regisseur Enrique Gasa Valga überzeugt jedoch mit einer hervorragenden Interpretation des Original-Musicals von Andrew Lloyd Webber. Seine Choreografien sind brillant – mit Hebefiguren aus dem Ballett über argentinische, klassische Tänze bis zu einer Hommage an Madonnas „Vogue“ in der Choreografie zu dem Lied „Rainbow High“ und dem Text „Augen! Haar! Mund! Figur!“.
Die Musik Andrew Lloyd Webbers wird von Orchester und Ensemble hervorragend dargeboten, was das Publikum mit Szenenapplaus quittiert. Als die letzten Klänge des Stücks verklingen, trauert auch das Publikum über den Tod Evitas. Antonia Lange