Bruckmühl – Die Bewegung ist im Leben etwas ganz Selbstverständliches und sogar Lebensnotwendiges: Ohne Bewegung herrscht Stillstand. Die Menschen brauchen für die Gesundheit ihres Körpers die körperliche Bewegung. Aber auch der Geist des Menschen will bewegt werden: Gefühle, Tatsachen, Dinge, Tiere, Natur und auch Menschen können Menschen innerlich bewegen.
Viele Lieder
bewegen Menschen
Und auch das ist lebensnotwendig für die Ausbildung und Weiterführung zum Beispiel eines Charakters. Auch viele Lieder bewegen die Menschen, innerlich und gefühlsmäßig. Und das ist eines der wichtigsten Ereignisse bei Musik: Tanzen, Musizieren und Singen bewegt innerlich, wenn kein Leistungsdruck dahinter steckt. Deshalb bieten wir von der Kreisvolksmusikpflege Rosenheim auch immer wieder Gelegenheiten zum Selbersingen an. Musikalisches Bewegtsein für das Kleinstkind ist genauso wichtig wie sängerische Aktionen mit dementen Menschen unter Einsatz von Liedern aus deren Kindheit und Jugend.
Aber an dieser Stelle sei auf eine weitere wichtige Bewegung hingewiesen: die bewussten und unbewussten Wanderbewegungen, die zum Beispiel Lieder im Laufe der Generationen zurücklegen (zum Beispiel auch bei Flüchtlingsbewegungen). Diese Mobilität ist enorm, aber weniger persönlich im heutigen Zeitalter der digitalen und globalen Medien. „Früher“ war diese Bewegung enger mit Menschen verbunden, teils über die mündliche Weitergabe, das Hören und Nachsingen, die schriftliche Ausbreitung, oder mit den Tonaufnahmen seit Ende des 19. Jahrhunderts per Schellackplatten.
Am Freitag, 9. September, lädt die Kreisvolksmusikpflege Rosenheim wieder zu einem „Singen am See“ ins Schloss Hartmannsberg bei Hemhof, Gemeinde Bad Endorf, ein. Ab 19 Uhr wollen wir je nach Wetter „draussn und drinna, mitanand singa“. An diesem Abend erklingen auch Lieder, die ins Rosenheimer Land zugewandert sind: „Fein sein, beinander bleibn“ kam durch die musikalische Jugendbewegung um 1900 aus Österreich nach Oberbayern. „Kimmt sche hoamli de Nacht“ hat Wastl Fanderl in den 1950er-Jahren gemacht und über seine Singwochen in Südtirol weit verbreitet. Das „Feierabendlied“ beschreibt ganz wunderbar die Abendstimmung beim „Singen am See“: „Die Sonn steigt hintern Wald drübn nei, umsäumt die Wolken rot, a jeder legt sei Werkzeug hin und schwenkt zum Gruß den Hut: s is Feierabend …“ Geschrieben hat das Lied Anton Günther (1876-1937) aus Gottesgab im Erzgebirge. Ab 1903 fand es über Liedpostkarten und Schellackplatten seinen Weg zu uns.
Am Mittwoch, 7. September, um 19 Uhr laden wir in das Büro vom Förderverein Volksmusikarchiv (Pfarrweg 11 in Bruckmühl) ein: In der Reihe „Wissen Volksmusik“ geht es um die Liedersammlung des Ehepaares Karl und Grete Horak, die über 60 Jahre Lieder, Kinderspiele und Ähnliches aufgeschrieben haben: Am Beispiel der Aufzeichnungen um 1940 in Südtirol zeigen wir singend Eigenheiten und Verwandtschaften südtiroler und oberbayerischer Volkslieder auf.
Neue Heimat in
der Region gefunden
Da darf natürlich auch „Gott hat alles recht gemacht“ nicht fehlen, das seit den 1950er-Jahren über die Volksliedpflege von Kiem Pauli und Wastl Fanderl bei uns eine neue Heimat gefunden hat.
Wir freuen uns, wenn sich die Teilnehmer anmelden, damit wir die Plätze und die vorbereiteten Liederblätter besser kalkulieren können. Zuschriften per Post an Ernst Schusser, Friedrich-Jahn-Straße 3, 83052 Bruckmühl, Telefon 0172/ 8516444 und E-Mail ernst.schusser@heimatpfleger.bayern. Ernst Schusser