Grassau – Zehn hoch begabte und bereits sehr gut ausgebildete Nachwuchssänger, davon neun junge Frauen, begeisterten das Publikum im ausverkauften großen Kammermusiksaal der Sawallisch-Villa Hinterm Bichl in Grassau. Alle Sänger hatten an einem einwöchigen Meisterkurs in der Villa teilgenommen. Dozenten waren Professorin Christiane Libor, Dozentin an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, die international seit Jahren gefeierte Mezzosopranistin Stefanie Iranyi sowie der Opern- und Liedstar Stephan Klemm, der unter anderem auch an der Hochschule für Musik in Karlsruhe unterrichtet.
Diesmal standen neben wenigen Kunstliedern berühmte Opernarien auf dem Programm. Es begann mit sperrig-schwierigen Liedern wie einem von Franz Schuberts letzten Stücken „Im Frühling“, das der Bassbariton Moritz Feuerstein hervorragend intonierte. Die Sopranistin Sanghee Han intonierte die zweite Fassung der „Loreley“ von Franz Liszt. Es folgten Rezitativ und Arie „Er hat uns allen wohlgetan – aus Liebe will mein Heiland sterben“ aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Mit großer Sopranstimme gesungen von Sarah Kuppinger, die neben Gesang auch Gesangspädagogik studiert. Durch ihr absolutes Gehör war es ihr möglich, das schwierige Lied „Kluge Sterne“ des 1936 geborenen Komponisten Aribert Reimann ohne Begleitung zu singen.
Der Schwerpunkt lag jedoch auf den großen Opernarien, so in italienischer Sprache eine Arie von Joseph Haydn, gesungen von der erst 18 Jahre jungen Laura Streckert. Sie erfreute auch mit einer Arie von Georg Friedrich Händel aus „Giulio Cesare“, die sie mit schönem, hervorragend ausgebildetem Mezzosopran sang. Die ebenfalls erst 18 Jahre alte Katharina Bierweiler begeisterte mit ausgeprägtem schauspielerischem Talent mit der Arie des Stephano aus „Romeo und Julia“ von Charles Gounod und später der strahlend dargebrachten Arie des Cherubino aus Mozarts „Figaros Hochzeit“.
Ein weiterer „Ohrwurm“ war George Bizets Arie der Michaela aus „Carmen“, temperamentvoll gesungen von Haeun Lim aus Südkorea.
Am Flügel begleiteten einfühlsam und kompetent Lisa Golovnenko und Yeon Seo Ra. Einen großartigen Auftritt hatte auch die Mezzosopranistin Sophia Greiwe mit „Träume“ aus Richard Wagners berühmten Wesendonck-Liedern nach Mathilde Wesendonck, Wagners Muse und nach seinen Worten „der ersten und einzigen“ Liebe seines Lebens. Keinesfalls vergessen werden darf auch die Sopranistin Lena Geiger, die mit beeindruckender Stimme zwei berühmte Mozart-Arien sang, darunter die der Pamina „Ach ich fühl’s“ aus der „Zauberflöte“.
Mit ausdrucksstark modulierender Stimme und Kraft zur Darstellung brillierte auch die Sopranistin Qing Cai, die mit der Arie der Liu aus Puccinis „Turandot“ und am Ende des Programms mit der Cio-Cio San aus Puccinis gleichnamiger Oper mit modulierfähiger, weicher, voller Sopranstimme Opernarien sang, die wie gemacht für sie schienen. Auf jeden Fall war es nach diesem Konzerterlebnis – natürlich zweier Zugaben – wieder wunderschön zu erfahren, dass man nicht mehr unbedingt in die großen Metropolen der Welt reisen muss, um große Klassik-Live-Musik und Interpreten zu erleben, sondern den „Grünen Hügel in Grassau“ besuchen kann.
Ein weiteres Abschlusskonzert Gesang „Faszination Oper – Teil II“ mit Meisterschülern von den Professoren Fenna Kügel Seifried, Reinhard Seifried und Miku Nishimoto-Neubert folgt am Samstag, 24. September, um 19.30 Uhr in der Villa Sawallisch. Karten im Vorverkauf gibt es in den Touristinfos des Achentals unter 08652/2325 sowie bei Ticket Scharf.Christiane Giesen