„Durch den dichten Mittel- und Niederwald gehauener Durchgang“

von Redaktion

Schnaitt – Die Einöde Schnaitt gehört zur Gemeinde Feldkirchen-Westerham und ist, wenn man von Bad Aibling her kommt, beispielsweise über Kirchdorf am Haunpold und Unterholzham erreichbar. Schnaitt liegt an einer Anhöhe oberhalb der Glonn, die zwischen Thal und Oberholzham die Eigenschaft eines Grenzflusses zwischen den Landkreisen Rosenheim – bis 30. Juni 1972 Landkreis Bad Aibling – und Ebersberg hat.

Und da kommt wie von selbst der Name Schnaitt ins Spiel: Johann Andreas Schmeller – „Bayerisches Wörterbuch“ – zitiert diesen Begriff als „die Schnait, (…), niederdeutsch Schnede“ und erklärt ihn per Zitat als „durch den dichten Mittel- und Niederwald gehauener Durchgang, Weg, welcher in früheren Zeiten zum Zweck des Aufhängens der Sprenkel (Dohnen) diente.

Ohne Zweifel aber dienten diese Schneden ursprünglich zu Grenzwegen.“ Zusammenfassend bei Schmeller also: Schnait = Grenze. Nebenbei lernen wir hier die Begriffe Sprenkel und Dohne: Schlingen zum Vogelfang! Die Erklärung von „Schnait“ als Grenze begegnet parallel in den Ortsnamen Schnaitt bei Bad Tölz und Teisendorf ebenso wie bei den Namen von Schnaittenbach in der Oberpfalz und Markt Schnaittach, nordöstlich von Nürnberg. Der letztgenannte Ort wird von der „sneitaha“ (= Schnait-Ache) her erklärt und bedeutet „Grenzbach“. Sehr gut passend zur Lage unserer Einöde Schnaitt – siehe oben – ist dabei die Erläuterung des Ortshistorikers zu Schnaittach: „Hier stießen zwei verschiedene Landschaftsarten aneinander, die auch schon frühzeitig politisch getrennt waren“.

Bleiben noch die Aussprache und das Alter unserer Ortschaft Schnaitt zu besprechen. Uta Raß, die mit ihrem Ehemann Hans den Biobauernhof Schnaitt bewirtschaftet und zudem Kräuter- und Pilzrundgänge anbietet, sagt spontan „Schneid“. „Aber“, fügt sie lächelnd hinzu: „Hier sagt man Schnoatt. Der Hausname lautet: beim oder da Schnoatter“. Die Schreibung mit ai – statt ei – hilft hier weiter: Wenn der Rain mittelbairisch Roa heißt, ist auch Schnaitt als Schnoatt zu sprechen.

Für den Bau der beiden Bauernhäuser z‘Schnoatt nennt Uta Raß die Daten 1750 und 1930. Aber für weiter zurückgehende Jahreszahlen bezüglich Schnaitt ist es sehr hilfreich, die Archivarin Dr. Elisabeth Wernberger, Abteilungsleiterin im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, befragen zu können. Die gebürtige Samerbergerin weist auf gleich mehrere Archivalien hin.

Darunter befindet sich eine Beurkundung, die durch den Land- und Marktrichter Aiblings, Andreas Rieder, im Jahre 1624 vorgenommen wurde. Am 31. Mai beurkundet Rieder eine Hof-Schenkung, die von der Witwe eines Wolf Schäffler aus dem nahen Hirschberg an ihren Sohn erfolgt war. Bevollmächtigter der „Schäfflerin“ war dabei ein „Caspar Lindaner von Schnait“. Eine weitere Urkunde mit der Erwähnung eines „Snaitt“ führt sogar ins Jahr 1347 zurück. Recht viel weiter kommt man, so Dr. Weinberger, hier aber nicht, weil Schnaitt in allen der vor dem Jahre 1200 erfassten und vorliegenden Quellen nicht vorkomme.

Der Wissenschaftlerin fürs Draufhelfen recht schönen Dank!

Armin Höfer

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