Grassau – Nach mehreren Jahren schöpferischer Pause hat Robert Höpfner jetzt ein neues Werk herausgegeben. Das besondere Talent des Grassauers besteht in seiner subtilen Beobachtungsgabe, verbunden mit der Fähigkeit anscheinend kleinste Begebenheiten hervorragend zu beschreiben.
Nach früheren, gerne gelesenen Büchern mit Gedichten und Kurzprosa sind es diesmal größtenteils kurze Geschichten und Erzählungen – dazwischen einige Gedichte – die sich erstmals durch eine lakonische Nüchternheit auszeichnen. Hinter dieser verbirgt sich zudem auch oft etwas Hochemotionales und Unerwartetes, das den Leser vielleicht zum Schmunzeln, sicher zum Nachdenken bringt. Die Wahrnehmungen des früheren geschäftsführenden Beamten der Gemeinde stammen aus seinem unmittelbaren Lebensumfeld: Eine Beobachtung wie ein Blick aus dem Fenster, im Café, im Kaufhaus oder im Garten – den Autor sprechen die verschiedensten Dinge und Orte an, für die er dann die passenden Worte und Formulierungen findet, um das Flüchtige des Augenblicks festzuhalten. Dabei gibt es bei Höpfners vielen oft kurz prägnanten Feststellungen am Schluss meist unerwartete Wendungen, überraschende Brechungen oder Sichtweisen, die zum Nachdenken anregen oder den Leser schmunzeln lassen. Höpfner wurde 1954 in München geboren und lebt seit 1981 in Grassau. Hier arbeitete er zuerst als Kämmerer bei der Gemeinde und wurde dann Geschäftsleiter der Marktgemeinde, bevor der Familienvater vor vier Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Seither engagiert er sich ehrenamtlich als Vorsitzender der Sawallisch Stiftung und verantwortet Finanzen und Organisationen der Villa. Auch den renommierten Literaturpreis für Kurzgeschichten im deutschsprachigen Raum „Grassauer Deichelbohrer“ rief er ins Leben.
Schon in seiner Jugend schrieb Höpfner gerne und verarbeitete seine tief empfundenen Erlebnisse auf diese Weise. Vor rund 30 Jahren begann er sich ernsthaft mit Lyrik zu beschäftigen und gab in den 1990er-Jahren drei verschiedene Gedichtsbücher heraus, die bei vielen Lesern auf großes Interesse stießen. Vonseiten der Fachwelt wurden sie als „echte lyrische Neuentdeckung“ gefeiert und erschienen in zahlreichen Literaturzeitschriften.
Nach einigen Jahren lieferte der Autor mehrere erfolgreiche Bücher mit Kurzprosa ab. Höpfners gesamte Texte kennzeichnen eine große Sensibilität der Wahrnehmung und erzeugen sprachlich dichte und originelle Bilder.
Als Schriftsteller macht er stets deutlich, dass man die Welt auch mit ganz anderen Augen sehen kann: Versetzt man sich in ein winziges „Fliegelchen“, wie seine kürzlich erschienene Erzählprosa heißt, kann etwas ganz Neues entstehen und die Welt völlig anders aussehen. Der Verfasser versteht es klar zu machen, dass es Sinn macht, die unmittelbare Umgebung aus anderer Perspektive zu sehen und damit die eigenen bitteren Momente zu vergessen und stattdessen die oft absurden, komischen Dinge des Lebens zu erkennen. Die Texte des Grassauers gehen völlig sachlich immer von einem realen Kern aus, aus dem unvermittelt Emotionales aufbrechen kann. Die präzise Wortwahl, oft in einen neuen Zusammenhang gebracht, lässt ungekannte Bilder entstehen. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen.gi