Ein Jodler auf Mozart und Haydn

von Redaktion

Zweites Konzert der „Inntaler Klangräume“ in der Wallfahrtskirche in Kirchwald bietet Marien-Musik dar

Nußdorf – Man muss schon richtiggehend wallfahren hinauf nach der Wallfahrtskirche Kirchwald in Nußdorf und sich den Musikgenuss mühevoll erwandern, diesmal im Herbstregen. Trotzdem war das kleine Kircherl vollkommen ausverkauft. Andreas Legath bot im Rahmen seiner „Inntaler Klangräume“ Marien-Musik von Mozart und Haydn, und zwar von Johann Michael Haydn, dem jüngeren Bruder des immer noch berühmteren Joseph Haydn.

Michael Haydns Musik wird immer noch zu wenig gespielt – nicht von Andreas Legath, der unermüdlich für die Verbreitung kämpft. Kaori Mune-Maier spielte an der Orgel einige Präludien, die Haydns Fertigkeit der kirchengebundenen Musik demonstrierten. Die beiden Motetten „Salve Regina“ mit einem ausgedehnten Bass-Solo und „Ave Maria“ mit ausgiebiger Verwendung des Gregorianischen Chorals sind hervorragende Zeugnisse seiner Kirchenmusik.

Mozarts „Sancta Maria“ KV 273 ist gefühlsreich und sehr melodiös mit hübschen Geigenschlenkern, die im „Amen“ vom Chor aufgenommen werden. In „Alma Dei creatoris“ KV 277 darf der Solosopran ausgiebig jubilieren, alle vier Solisten (Prisca Eser, Kerstin Rosenfeldt, Andreas Hirtreiter, Thomas Hamberger) taten dies dann in den „Litaniae Lauretanae“ KV 109, ein zu Unrecht vernachlässigtes Meisterwerk mit vielen Einfällen auf engstem Raum. Die auskomponierten Marienanrufungen korrespondierten mit den an die Decke gemalten. Legath hielt die Solisten und sein Cantate Ensemble zu einem flüssigen, beschwingten und deutlich wortorientierten Musizieren an. Siebzehn Kirchensonaten hat Mozart geschrieben, die in C-Dur KV 336 ist die letzte und wächst sich zu einem veritablen Orgelkonzert aus. Kaori Mune-Maier ließ ihre Orgel festlich glitzern und kostete das virtuose Spiel schön aus. Immer wieder dazwischengestreut waren geistliche Volksmusiklieder, die der Lindmair-Dreigsang hoch oben von der Empore aus sang: Hingebungsvoll-gläubig, ihre gewiss vollen Stimmen andachtsvoll leiser gedimmt und in reinen Akkorden, besonders im kirchentonartig-herben „O Maria sei gegrüßt“. Den bekannten „Güldnen Rosenkranz“ zierten sie agogisch etwas aus.

Den Schluss des Konzerts machte, nun auch mit Pauke und Trompeten, Mozarts „Te Deum“ KV 141, von Legath als Festbeitrag zum 300-jährigen Bestehen der Kirche gedacht. Anfangs freudig-munter und am Ende mit einer kunstvoll erdachten Doppelfuge, die in einer vierfachen Engführung gipfelt: Da hat Mozart Haydn künstlerisch weit hinter sich gelassen.

Auf dieses prachtvolle Te Deum folgte als Konzertschluss ein hell aufjuchzender Jodler des Lindmair-Dreigsangs: eine Huldigung an die alpenländische Volksfrömmigkeit, die sich hier in Kirchwald besonders zeigt. Der Muttergottes im Gnadenbild am Hochaltar wird es gefallen haben.

RAINER W. JANKA

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