„Geschüttelt und gerührt“ auf künstlerische Art und Weise

von Redaktion

„Stoasag“ stellt Werke aus Gips in der Stadtgalerie Kufstein aus und zeigt alte und neue Techniken der Bearbeitung

Kiefersfelden/Kufstein – „Geschüttelt und gerührt“, ein Slogan, der auf den ersten Blick nicht sofort bildenden Künstlern zuzuordnen ist. Doch unter dieses Motto haben die Mitglieder des „Atelier Unterkiefer“, ehemals Unzone, ihre Kunst-Ausstellung gestellt. Diese ist seit vergangenem Wochenende in der Stadtgalerie Kufstein zu sehen.

Schon bei der Begrüßung wies die Obfrau des ausstellenden Künstlerkollektivs „Stoasag“, Hilde Prinz, auf die „völlig gegensätzlichen Verfahrensweisen des Werkstoffs Gips“ hin, „die jetzt hier zusammenkommen“. Ursprünglich eher als Hilfsmaterial eingesetzt, wurde Gips nach und nach als Hauptwerkstoff erkannt und verarbeitet, was die 14 Künstler mit ihren Werken anschaulich belegen.

Nachdem sie die Gäste neugierig gemacht hatte, lud Prinz alle zu einem „Aufschrei aus Farbe, gemischt mit dem stillen Material Gips“ ein.

Zuvor äußerte der stellvertretende Bürgermeister Kiefersfeldens, Sepp Goldmann, „die Freude, solch einen künstlerischen Verein in der Gemeinde zu haben, der schon weit über die Region hinaus bekannt ist und nun mit dieser außergewöhnlichen Ausstellung erneut seine Kreativität und Vielfalt unter Beweis stellt“.

Kurator James Clay stellte die Künstler vor, die auf ihre Werke im Allgemeinen eingingen und später Fragen zu dieser besonderen Technik beantworteten.

Auf zwei Etagen zeigt die Ausstellung eine Vielzahl verschiedenster Techniken von Gipsarbeiten und Schüttelbildern – von nahezu unsichtbarem Weiß bis hin zu einer explodierenden Farbpalette. Gips ist ein wasserhaltiges Kaliumsulfat, das seit der Steinzeit als Hilfs- und Baumaterial verwendet wird. Es ist leicht zu bearbeiten, preiswert und umweltfreundlich. Ein „Kunst-Stoff“ also, der oft für Formen und Abgüsse genutzt wurde. Das weiße Pulver kann jede Textur, Form oder auch Bedeutung annehmen und wird deshalb in der aktuellen bildenden Kunst wieder häufiger verwendet.

„Für unsere Ausstellungen wurde Gips gegossen, geschnitzt oder mittels Binden und Draht aufgebaut“, erklärte die Stoasag-Obfrau. Das Schütten sei dagegen eine historisch junge Technik und eine prozesshafte Aktion mit dem Suchen, Finden und Verarbeiten der Gegenstände. Daraus entstehe ein mehr oder weniger kalkulierter Zufall in der Kunst.

Diesen beiden Gips-Techniken haben sich die Künstler verschrieben, die ihre Arbeiten präsentierten: B. Apotuw, James Clay, Barbara Fuchs, Andrea Gasser, Josef Huber, Uli Janout, Carolin Labek, Elisabeth Melkonyan, Hanni Mumelter, Gabriele Pauly, Gregor Pokorny, Hilde Prinz, Jutta Richter und Renata Seidel.

Seidel ist unter anderem mit einer Schaufensterauslage in der Stadtgalerie vertreten. „Ein Mandant mit Modegeschmack hat mir verschiedene abgetragene Kleidungsstücke gegeben, deren Bedeutung ich mit meiner Collage herausstellen wollte, eine Hommage an etwas, das für mich immer noch wertig ist“, so die Kiefersfeldener Künstlerin.

Eine andere Technik wendet Jutta Richter an, die durch Gipsausschüttungen über zunächst aufgeblasenen und dann zerplatzten Luftballons entstanden sind und die abschließend noch mit feinem Werkzeug bearbeitet wurden, wie der strahlend weiße „Embryo“.

Prinz verwendete für ihr Werk „Angel“ Gips, Draht, Lack und Binden. Schon lange beschäftigt sich die Künstlerin „mit Körpergefühlen der verschiedensten Art. Und mit dem Engel habe ich meine Gedanken plastisch umgesetzt“.

Die Ausstellung in der Kufsteiner Stadtgalerie „Dialog“ in der Kinkstraße 5 ist von Dienstag bis Donnerstag, jeweils von 15 bis 18 Uhr, und samstags von 10 bis 13 Uhr zu sehen. Vor Ort sind meist ausstellende Künstler, die ihre Werke auch persönlich Besuchern vorstellen. Franz Hoffmann

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