Neubeuern – Einen Querschnitt ihres Schaffens präsentieren der Fotograf und Mitglied des Künstlerkreises Neubeuern, Klaus Rünagel, und sein Gast Bernadette Stöttner in der Galerie am Markt in Neubeuern.
Mit den Worten „Kunst kommt von Können und was diese beiden Künstler können, das ist wirklich außergewöhnlich“ begann der Laudator Gerhard Kamolz seine Einführungsrede. Wenn er manchmal seinen langjährigen Freund Klaus Rünagel auf einer Reise begleitet habe, sei er hinterher bei der Betrachtung der Fotos überrascht gewesen, denn das, was auf den Fotos zu sehen war, habe er selbst überhaupt nicht wahrgenommen.
„Die erste Leidenschaft von Klaus Rünagel ist die Fotografie“, bemerkte Gerhard Kamolz, „seine zweite Leidenschaft ist das Digitale, das seinen künstlerischen Schaffensraum um eine wichtige Komponente erweitert hat, und seine dritte Leidenschaft ist Italien.“ Klaus Rünagel erzählt von sich, dass er das Fotografieren „von der Pike auf“ gelernt hat. Bereits im Alter von sechs Jahren bekam er seinen ersten Fotoapparat und hat sich schon ein paar Jahre später im Elternhaus eine Dunkelkammer eingerichtet. Die Entwicklung der Digitalfotografie gab ihm dann die Möglichkeit, die Bilder am Computer künstlerisch zu bearbeiten. Seine Aufenthalte in Italien geben ihm Gelegenheit abzuschalten und einfach in Ruhe alles auf sich einwirken zu lassen. „Das Wichtigste für einen Fotografen ist“, so Rünagel, „einen Blick für Motive zu haben und sich auch für die Hintergrundgeschichten zu interessieren.“
So lebten in den von ihm fotografierten „Höhlenwohnungen in Matera“ in der Basilikata bis in die 50er-Jahre rund 20000 Menschen ohne Strom und fließend Wasser, Seite an Seite mit Esel, Schwein und Hühnern. Carlo Levis Buch „Christus kam nur bis Eboli“ aus dem Jahr 1944 machte die Höhlenwohnungen bekannt. Aber erst als die Höhlenwohnungen 1964 für Piero Pasolinis Film „Das Erste Evangelium Matthäus“ als Kulisse dienten, wurde man auf die katastrophalen hygienischen Umstände aufmerksam, und die Bewohner wurden vom italienischen Staat umgesiedelt. Inzwischen sind einige der Wohnungen als Museum zu besichtigen.
Während bei Klaus Rünagel seine Beharrlichkeit und sein Schaffen bestechen, ziehen bei Bernadette Stöttner Intensität und Spontaneität in den Bann. Sie zeigt einen Querschnitt ihrer Arbeiten von der Skizze, der Malerei und der Bildhauerei. Es ist auch ein Querschnitt ihrer Lebenssituation. Man kann die intensiven Momente, die sie verarbeitet, in ihren Werken spüren. Sie verarbeitet mit ihrer Kunstfertigkeit Liebe und Abschied, das Familienleben, religiöse Themen, persönlich einschneidende Situationen und Begegnungen. Die Titel der Skulpturen und Bilder sprechen für sich.
Bevor sie selbst künstlerisch aktiv wurde, hat sie bereits Kunstausstellungen organisiert und vorrangig ist es ihr Anliegen, Künstler zu fördern. Sie kämpft dafür, dass Kunst einen größeren Stellenwert in der Gesellschaft einnehmen soll.
Ihren ersten Kurs besuchte sie 2014 in Bad Reichenhall bei dem Maler und Bildhauer Richard Allgaier. Sie absolvierte bei ihm Kurse in Schnitzkunst und Motorsäge und einmal im Jahr ist sie eine Woche in seinem Atelier mit einem Kreis von fünf Leuten. Ihr Faible für die ungewöhnliche Schnitzkunst mit der Motorsäge erklärt sie damit, dass sie aus der Landwirtschaft komme und einen starken Bezug zum Holz habe. Die Arbeit mit Holz hat etwas Meditatives, wenn man nur darauf schaut, welche Figur sich in einem Holzblock befindet. Die Darstellung von Menschen ist ihr wichtig, vor allem von alten Leuten und starken Frauen, von denen sie eine aus einem Eschenblock aus dem Klostergarten Nymphenburg gesägt hat. Während die Skulptur „Die Dreieinigkeit“ ihre Tochter Franziska und deren beste Freundinnen Melanie und Verena darstellt, ging es ihr bei der Skulptur „Aus der Familie wachsen“ darum, darzustellen, wie sich ihr Bruder nach einer schweren Krankheit aus den Zwängen befreit. Edith Riedl