Bad Aibling – Die Liebesgeschichte von Franz und Maria Marc in Briefen bietet nicht nur Einblick in die Emotionen des berühmten Malerpaares, sondern einen Überblick über die Kunstszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Anfänge des Blauen Reiters und die Schrecken des Ersten Weltkriegs. All dies wurde dem Publikum in der Konzertlesung, die Michael Stacheder konzipiert hatte, nahe gebracht. Veranstalter dieses Abends war der „Kulturförderverein Mangfalltal in Maxlrain“, Vortragsort das B&O Hotel in Mietraching. Den fünf Personen auf der Bühne – Vortragenden und Musikern – gelang es, die zahlreich erschienenen Zuhörer über zwei Stunden in Bann zu schlagen. Berührend trugen Anna März und Michael Stacheder Auszüge aus dem Briefverkehr zwischen Franz Marc und Maria Franck, später Maria Marc, vor. Die ungewöhnliche Instrumentalbesetzung – Gitarre, Violine und verschiedene Blockflöten– verlieh der Lesung den Charakter des Einmaligen.
Maria Franck hatte hart mit ihren Eltern kämpfen müssen, um aus dem heimatlichen Berlin in das „leuchtende“ München ziehen zu dürfen, wo sie ihr Malstudium fortsetzen wollte. Man sprach in München über Franz Marc, der ein Verhältnis zu einer verheirateten Frau hatte und zudem noch eine weitere Liebesbeziehung unterhielt. Als Maria ihm zum ersten Mal begegnete, verliebte sie sich trotz aller Widrigkeiten in ihn. Auch er war von ihr angetan, aber es wurde ein langes Ringen, bis die beiden endgültig zusammenfanden.
Der Briefwechsel von 1905 bis 1911, die Zeit vor der Heirat, lässt die Zuhörer ahnen, mit welcher Ehrlichkeit und Intensität sich Franz und Maria aus Krankheit und Betrübnis herausarbeiten und endgültigen Halt im Partner finden. Beide sehr intelligent, reflektieren sie ihre eigenen Zweifel, ihr Ringen mit der Kunst, aber auch ihre ständig wachsende Liebe. 1910 lernt Franz Marc August Macke kennen, und dieser wird eine große Wohltat für den schwermütigen Marc. 1911 erfolgt die Bekanntschaft mit Kandinsky, Marianne von Werefkin, Jawlensky, Gabriele Münter und Paul Klee – eine Gruppe von Malerinnen und Malern wächst zusammen. Marcs Einzelgängertum hört auf, die Malerfreunde besuchen einander in ihren Ateliers und führen angeregte Gespräche. Auch auf die Entstehung des Künstlerkreises „Der blaue Reiter“ weisen die Briefe hin.
„Male Pferde, deren Hufe durch die Jahrhunderte schallen“, mit diesen Worten bestätigt Maria ihren Mann in seinem Arbeiten. Die Gruppe glaubt, dass durch die Kunst die Welt zu einer besseren werden kann. Aber der Erste Weltkrieg bricht aus und macht alle Hoffnungen zunichte. August Macke fällt bereits in den ersten Kriegswochen, Franz Marc beginnt sein „Skizzenbuch aus dem Felde“ zu malen. 1916 wird er an der Front sein Leben lassen.
In tiefer Trauer beginnt Maria, das Werk ihres Mannes zu ordnen. Sie ist keine weitere Verbindung mehr eingegangen. Mit großer innerer Beteiligung trugen Anna März und Michael Stacheder die ausgewählten Briefe vor. Stacheder machte durch seinen Vortragsstil mit dem ruhigen, ernsten Wesen von Franz vertraut. Anna März hingegen hob dann und wann die Stimme, um Marias Verzweiflung im Kampf um ihre Liebe deutlich werden zu lassen. Mit seiner Musik gab das Trio Anheizholz der Lesung eine besondere Note. Thomas Beer mit der Gitarre, Stephanie Wagenstaller mit der Violine und Christine Schreier auf verschiedenen Blockflöten interpretierten auf neue Art Musik von der Romantik bis zur Avantgarde: Franz Schubert, Béla Bartók, Claude Debussy und Arnold Schönberg.
Der Erste Vorsitzende des Kulturfördervereins, Bürgermeister Georg Weigl, begrüßte und verabschiedete die Gäste.Ute Bößwetter