Prien – Es hat schon etwas sehr Schwarzhumoriges, wenn die Hauptfigur eines Kinofilms ein Toter ist. Nicht unbedingt eine „schöne Leich‘“, aber eine, die trotz geschlossener Augen höchst lebendig wirkt. Ausgedacht hat sich die Geschichte von „Wer gräbt den Bestatter ein?“ das Geschwisterpaar Tanja und Andreas Schmidbauer. Beide haben Wurzeln in Prien, wo auch der Sitz ihrer Produktionsfirma ist. Bereits in ihren beiden Mundartkomödien „Hinterdupfing“ (2014) und „Austreten“ (2017) haben die Schmidbauers als Regisseure, Drehbuchautoren und Produzenten bewiesen, dass sie mit einem besonderen Sinn fürs Schräge und Skurrile ihrer oberbayerischen Heimat höchst unterhaltsame Geschichten mit Herz zu erzählen wissen.
Vorgestellt
bei Vorpremiere
Zusammen mit den Schauspielern, dem Produktionsteam und dem Filmverleih Alpenrepublik wurde der neue Kinofilm jüngst in Prien im Rahmen einer Vorpremiere vorgestellt. Start in den Kinos ist am 3. November.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Wer gräbt den Bestatter ein? Mit dieser Frage finden sich der Gärtner Gert Ganterer (Tom Kreß), die Müllfahrerin Rudi Roller (Angelika Sedlmeier) und der Klempner Pat Paluczek (David Zimmerschied) konfrontiert, als ihr Kumpel, der Bestatter Bartl Beerdegen (Uli Bauer), während einer hitzigen Schafkopfrunde urplötzlich verstirbt. Der Auftrag des Bürgermeisters (Peter Rappenglück) an die drei lautet: Bringt den Bestatter schnellstmöglich unter die Erde, denn niemand darf Wind von Bartls Tod bekommen – schon gar nicht die Bestatter-Kollegin aus dem Nachbardorf Neubrunn (Marisa Burger). Denn schließlich stehen die beiden Nachbardörfer mitsamt ihrer Bestattungsunternehmen im Wettbewerb um die mediale Aufmerksamkeit der künftigen Ruhestätte des ehemaligen Stummfilmsternchens Gaby Gruber (Astrid Polak). Mit 114 Jahren ist das Ableben der ältesten Deutschen nur noch eine Frage der Zeit. Keiner der Gemeinden möchte sich die Chance auf eine touristisch attraktive Pilgerstätte entgehen lassen. Nachdem die Geschichte etwas langsam in Fahrt kommt, staunt man als Zuschauer vor allem über die Ausdruckskraft des Kabarettisten und Nockherberg-Darstellers Uli Bauer als toter Bestatter. Um ihn ungesehen verschwinden zu lassen und ihm eine würdige letzte Ruhestätte zu bereiten, lassen seine Kumpels nichts unversucht und geraten dadurch in immer skurrilere Situationen, unter anderem in einer Metzgerei. Wie Bauer, der in Prien wohnt, im Interview erklärte, dachte er erst an einen leichten Filmpart, als er ohne Kenntnis des Drehbuchs für die Rolle als toter Bestatter angefragt wurde. „Erst bei den Dreharbeiten wurde mir klar, wie schwierig es ist, ohne Sprache, nur mit Mimik und Gestik einen Toten zu spielen, der trotz äußerer Todeszeichen noch höchst lebendig wirkt.“ Auch die Begegnung mit einem lebensecht nachgestalteten Dummy von ihm als Leiche war „gewöhnungsbedürftig“. Die erstmal abgründige Idee eines toten Bestatters als Hauptfigur wird so zur Parabel auf unseren Umgang mit Alter und Tod, der Würde des Menschen, aber auch mit den Themen Freundschaft, gesellschaftliches Ansehen und Aufmerksamkeit. Im Zentrum des Geschehens stehen nicht clevere Ärzte, Rechtsanwälte oder Kriminalkommissare. Der Film zeigt auf humorvolle Weise die Sorgen und Nöte von Menschen mit Handwerksberufen wie Gärtner, Klempner, Schreiner, Kaminkehrer, Bestatter und Metzger, aber auch Pfarrer und Bürgermeister.
Bemerkenswert sind die Szenen, die auf einem Friedhof spielen. Da der Film in kühlen Grautönen der kalten Jahreszeit gehalten sein sollte, musste der Drehstart coronabedingt um ein halbes Jahr verschoben werden, um im deutschlandweit einzigen Ausbildungsfriedhof in Münnerstadt drehen zu können.
Ohne Störung
der Totenruhe
Nur dort bestand die Möglichkeit, Dreharbeiten abzuhalten, ohne die Totenruhe zu stören. Zum Wettlauf mit der Zeit wurden so auch die Dreharbeiten in einer ehemaligen Druckerei in Prien. Diese sollte als Bestattungsinstitut dienen, während bereits Abrissarbeiten anstanden. Dass der Streifen als bayerischer Mundart-Film sogar Mittel des Deutschen Filmförderfonds lockermachen konnte, zeigt das Engagement, mit dem die beiden international erfahrenen Filmemacher zu Werke gegangen sind.
Ebenso verstehen sie es, mehr durch feinen Humor zu überzeugen als durch grelle Überzeichnung, die in manchen Großproduktionen schnelle Lacher am Bande serviert.