„Schrei es in die Welt: Arkadische Botschaften im öffentlichen Raum“

von Redaktion

Interview Der Künstler Hans Winkler über seine Plakataktion „Buy a Revolution“ in Rosenheim

Rosenheim – Bei der Ausfahrt an der Äußeren Münchener Straße 6 stadtauswärts begegnen Aufmerksame einem übermannsgroßen Plakat. Darauf zu sehen sind mexikanische Söldner in Armeekleidung auf einem weißen Pickup-Truck, die mit schwarzen Fahnen „bewaffnet“ eine lange Straße entlangfahren. Unterschrieben ist das Plakat mit Hans Winkler und der arkadischen Botschaft. Wer oder was ist die Botschaft Arkadiens und wofür steht das Plakat? Die OVB-Heimatzeitungen haben mit dem Künstler Hans Winkler, gebürtig aus Rott am Inn, gesprochen.

Herr Winkler, wofür steht Ihr Plakat?

Kurator Peter Kees hat mich und elf weitere befreundete internationale Künstler eingeladen, diesen Herbst in zwölf bayerischen Orten die brennenden Gegenwartsthemen darzustellen. Arkadien wird dabei als Plattform verstanden, die brennenden Gegenwartsthemen zu verhandeln. Vor allem in Zeiten von Umbrüchen und Krisen war und ist die Suche nach solch einem Zustand immer wieder bedeutsam. Als Motto hatte Peter Kees ausgegeben: Schrei es in die Welt hinaus – Arkadische Botschaften im öffentlichen Raum. In diesem Kontext greife ich das Motiv der Revolution in Rosenheim auf.

Was haben Mexikaner mit Rosenheim zu tun?

Im Februar 2010 habe ich während einer Gastprofessur in den USA auf den Straßen von San Francisco „Szenen einer Revolution“ inszeniert. Hierfür hatte ich einen Pickup-Truck, einen Fahrer und zehn mexikanische Tagelöhner angeheuert und mit Armeekleidung, schwarzen Fahnen und Macheten ausgestattet. In Rosenheim ist die Bayerische Revolution und die Räterepublik am 5. April 1919 ausgerufen worden. Vier Tage also vor München und im Nachhall der Novemberrevolution von 1918, die nicht nur zum Sturz von Kaiser Wilhelm II., sondern ebenso des bayerischen Monarchen und aller anderen deutschen Landesfürsten führte. Die sozialistische Räterepublik hatte in Bayern allerdings nur etwa vier Wochen lang Bestand, bis sie Anfang Mai 1919 von paramilitärischen rechts-nationalen Freikorpsverbänden und von Armeeeinheiten der Reichsregierung zerschlagen wurde.

Wie viel Überzeugungsarbeit mussten Sie leisten, um Ihr Plakat aufhängen zu dürfen?

 Ich habe schon des Öfteren mit „Plakat-Firmen“ in verschiedenen Ländern zusammengearbeitet, um an Plakatflächen ortsspezifisch Ideen oder Geschichten zu präsentieren. Sobald ich für meine Motive das „Ok“ sowohl von der Plakatfirma als auch von den Eigentümern habe, werden die Plakate produziert.

Wie stellen Sie sich Ihr persönliches Arkadien vor?

 Arkadien sind für mich Träume und Utopien, die einen Gegenentwurf bilden zu jenem Teil der Menschheitsgeschichte, der durch Kriege und Gewalt bestimmt wird. Hierfür greife ich auf die künstlerischen Traditionen, wie die von Dada und Surrealismus der 1920er-Jahre, zurück, die sich unter anderem mit Collagen und der Macht der Bilder für eine neue Welt und neue Denkformen einsetzten. Es ist auch ein demokratischer Beitrag: Was ist Realität, was ist Fiktion?

Autorin: Elisabeth Kirchner

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