Rosenheim – Zweisprachig – „Dahoam boarisch und Outdoor hochdeutsch“ – in Aubing aufgewachsen, begeisterte die Nachwuchskabarettistin Claudia Pichler bei den 36. Rosenheimer Kleinkunsttagen auf der Bühne im Lokschuppen ihr Publikum.
Mit Geschichten über Kirchgänge, Tierbeerdigungen und Oktoberfestleichen kommt die TV-München-Moderatorin zu dem Fazit „Bier is ned nur guad“, allerdings bekennt sie sich weiterhin zu den bayerischen Hobbys „Saufa“ und der stets einsetzbaren Sportart „Raufa“, die auch ohne modisches Outfit wie an „optische Körperverletzung grenzende Radlerhosen für Männer“ auskommt.
Das Liebeslied über die an Liebeskummer leidende Schmeißfliege Brummer ist ebenso herzerfrischend amüsant wie Pichlers ganz eigene Art von Produkthymne, gewidmet dem verkannten Alleskönner „Essigessenz“, die sicher auch in der Küche des „Ingwer-Fonsi“ eingesetzt wird. Von Schuhbecks Steuerhinterziehung „um seinen vier Schratzen das Studium finanzieren zu können“, schlägt die promovierte Germanistin gekonnt den Bogen zu sozialer Gerechtigkeit und Social Media Shitstorm, Bafög, Lola Montez und König Ludwig.
Freilich fehlte auch das Thema Pandemie und Künstlerunterstützung nicht, geschickt kombiniert mit Mietpreisen und Wohnungsknappheit in München. Hochzeitseinladungen für Singles und der Suche nach einem Partner für die Tatortsonntage. Claudia Pichler ist eine begnadete Geschichtenerzählerin, die in bestem Bayerisch plaudert und fabuliert, singt und Gedichte vorträgt, mit dem Publikum spielt und ihre tiefe Liebe zu Bayern mit jedem Satz spürbar macht. Die Nachwuchskünstlerin wird gewiss noch lange die Kleinkunstszene bereichern.
Weitere Schmankerl aus Kabarett und Musik können Freunde der Rosenheimer Kleinkunsttage noch bis zum 28. Oktober auf der Bühne im Lokschuppen miterleben. Infos unter www.kleinkunsttage.de.
Claudia Sieberath