Wasserburg – Kirchweihsonntag, ein strahlendes Oktoberwetter, die wehenden Fahnen an der Atteler Pfarrkirche signalisieren Festesfreude. Peter Adler und der Edlinger Madrigalchor „Concenti musicali“ laden zum opulenten Konzert: Musik des aus Wasserburg stammenden frühbarocken Abraham Megerle steht auf dem Programm.
Peter Adler versucht unermüdlich diesem Komponisten Gehör zu verschaffen, dessen Werke in etlichen Archiven schlummern, in Abschriften, auf denen meist der Name des Autors fehlt. Kirchenmusik war damals Gebrauchsgut für vielerlei Gelegenheiten, der Name war „Schall und Rauch“.
Minutiöse
Recherchen
So berührt es zunächst irritierend, dass im Programmheft der Name Abraham Megerles jeweils zwischen eckigen Klammern erscheint. Peter Adler ist auf- grund seiner minutiösen Recherchen der festen Überzeugung, seine Zuschreibung auf den Salzburger Domkapellmeister sei schlüssig und rechtens. Musikwissenschaftliche Ehrlichkeit veranlasst ihn jedoch zur Zurückhaltung. Das Publikum ficht derlei natürlich nicht an: „Concenti musicali“ bedeutet Eintauchen in ein akustisches Paradies. Schließlich verleitet die lange Tradition dieser Konzerte Peter Adler nicht zum breiten Pinsel oder zum Fünf grade sein zu lassen. Er hat seine Klangvision im Ohr und probt mit einer Genauigkeit, als wäre jedes Konzert die allererste Premiere. Dazu stehen ihm erstklassige und engagierte Musiker zur Verfügung, zunächst einmal sein Madrigalchor, der dem Maestro unverbrüchlich die Treue hält, und mit klarer, geschulter Stimme seinen anspruchsvollen Part zum Leuchten bringt. Zusätzlich benötigt Megerle sechs Gesangssolisten, die zwar nicht überbeschäftigt, aber wichtig für die Klangbalance sind. In Erinnerung bleiben vor allem die beiden Soprane Nora Mayer und Therese von Bibra. Mit wohllautendem Glanz brachten sie die „zwitschernden“ Girlanden zum Oszillieren. Gegenpart der phänomenale Bass Michael Mantaj, dessen Timbre noch im Tutti sozusagen die Klangsäule trug.
Markus Forster erwies sich als äußerst präsenter Altus oder Countertenor, während Hedwig Wiest (Mezzosopran) sowie die Tenöre Hermann Oswald und Gerhard Hölzle durch ihre klare Diktion das Gesamtbild abrundeten.
Musik von Bach muss mit historischen Instrumenten zum Leben erweckt werden, sonst fehlt die Seele. Die Truppe der Streicher, die sich häufig durch virtuoses Figurenwerk kämpfen muss, um den Bläsern Paroli bieten zu können, entzückte durch die Präzision des Zusammenspiels und die Strahlkraft auch der schnellsten Passagen. Als „Fels in der Brandung“ agierten zwei Trompeter und vier Posaunisten der renommierten Grassauer Bläser. Orgel ( Bernadett Mészáros) und Theorbe (Christoph Eglhuber) waren das Tüpfelchen auf dem i.
Eine Messe, diesmal zu Ehren der Maria Magdalena, war der große Akzent im Programm. In der Grundhaltung natürlich festlich, bot der Text immer wieder Möglichkeiten des Atemholens, der leiseren, lyrischen Töne, etwa im feinen „Benedictus“ oder „Agnus Dei“.
Harmonie
von Alt und Bass
Als besonderes Kleinod fügte sich das „Regina coeli“ ein, in dem die Kopfstimme des Altus mit dem gewichtigen Bass wunderbar harmonierte. Nicht zu vergessen sei die „Sonata à 10“, in der die Instrumentalisten ihr Potenzial ausschöpfen durften. Ein mächtig auftrumpfendes „Te Deum“ beschloss dieses Konzert, das nicht nur dem Wasserburger Abraham Megerle, sondern auch Peter Adler und demn Concenti musicali alle Ehre macht. Nächstes Konzert im Mai 2023 – vielleicht hat bis dahin die Bitte aus der lateinischen Messe „Dona nobis pacem“ Wirkung gezeigt?