Neun Werke von fünf Komponisten sowie zwei Uraufführungen

von Redaktion

Tage neuer Kirchenmusik in St. Hedwig mit Orgel-Lichtgarben – Mehrere Stücke heimischer Musiker

Rosenheim – Die Tage neuer Kirchenmusik in Bayern werden regelmäßig auch in der Kirche St. Hedwig begangen. Heuer mit neun Werken von fünf Komponisten, darunter zwei Uraufführungen. Das Te Deum, der Ambrosische Lobgesang, war gleich dreimal vertreten, es bildete den Konzertanfang und das Konzertende.

Te deum
dreimal vertreten

Das Te Deum für Orgel von Lynn Trapp (geboren 1963) verwendet die Anfangsmelodie des Gregorianischen Chorals recht deutlich, fantasiert dann kurz darüber, verziert es mit Läufen und Trillern und endet in strahlendem Dur.

Von Dietmar A. Lindner (geboren 1947) gab es vier kurze Stücke, zwei davon mit Orgel und Tenorstimme. Lyrisch fließend „Die Himmel rühmen“ und dem Sprechrhythmus folgend „Kommt alle zu mir“, beide von Herbert Gruber mit leichtem Stimmansatz und geradezu demütig-sanft wie das besungene Joch gesungen. „Präludium und Fuge“ aus dem Jahre 2022 beginnt mit einer wechselnd fallenden und aufsteigenden Melodiefigur und fährt mit einem Fugenthema in Kreuzform weiter, während das „Kleine Intermezzo“, ebenfalls 2022 komponiert, mild und leise dahinsingt, von Herbert Wess ebenso lind registriert.

Herbert Weß, der Haus-Organist, präsentierte sich auch als Komponist in der kleinen fünfteiligen Partita über „Sonne der Gerechtigkeit“ aus dem Jahre 2022. Dabei steigert sich die Stimmigkeit vom „Arioso“ bis zum „Trio“, die Kirchenliedmelodie figurativ verzwirbelnd, heiter umflatternd und dann dreifach aufgespalten, am Ende mit einem in der Ferne verhallenden Echo: ein wirklich hübscher Einfall. Die zwei Uraufführungen stammen vom Rosenheimer Komponisten Walther Prokop (geboren 1946), der sie auch kurz erläuterte. „Zwiesprache“ für Orgel wirkt wirklich wie eine Unterhaltung: Einer spricht besonnen in bedachtsam gesetzten dunklen Akkorden, der oder die andere antwortet in höherer Stimmlage grell-aufgeregter, durchsetzt mit dem Trompetenregister. Herbert Weß spielte alles deutlich hörbar aus.

Prokops „Te Deum“ für Sopran, Tenor und Orgel, ein „Corona-Kind“, so sagte Prokop, beginnt erregt rufend, wird dann flehender, während die Orgel „Lichtgarben“ verschießt, wie Prokop bildkräftig sagte, die Tenorstimme versinkt in Basstiefe, während der Sopran in himmlische Höhen steigt. Der Gestus des Lobgesangs bleibt durchwegs erhalten, auch wenn beide Stimmen manchmal ausgesetzt, ohne Orgelbegleitung, singen. Am Ende wird der Gesang schweifender, dann vorsichtiger, bis er demütig betend in Cis-Dur verebbt. Veronika Burger war dem Tenor Herbert Gruber eine ebenbürtige Gesangspartnerin. Für diese Uraufführung gab’s Spontan-Applaus.

Den jubelnden Schluss machte das „Te Deum Trevirense“ vom Altmeister Hermann Schroeder (1904-1984), „Trevirense“ deswegen, weil Schroeder lange Zeit Domorganist in Trier war.

Fast
überirdisches Licht

Hier schossen ganze Lichtgarbenbündel in die Höhe, die Musik schillerte wie eine Gloriole um diesen Lobgesang und tauchte ihn in fast überirdisches Licht, von Weß nicht nur furios gespielt, sondern auch wie ein Engelsgesang registriert. Die relativ wenigen Zuhörer applaudierten dafür umso länger: Die neue Kirchenmusik lebt.RAINER W. JANKA

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